Berner Schwing-Talent spricht über Schockmoment im Schlachthaus
«Ohne den Knochen wäre der Finger jetzt weg»

Schwinger Lars Zaugg verletzte sich im Schlachthaus. Das Berner Talent zertrennte sich Nerven und Sehnen. Trotz einer monatelangen Pause zeigt er sich bereits wieder sehr stark.
Publiziert: 13.04.2025 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 08:20 Uhr
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Der Mittelfinger von Lars Zaugg (unten) ist an den Ringfinger gebunden. Verantwortlich dafür? Ein Unfall im Schlachthaus.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Schwinger Lars Zaugg verletzte sich im Schlachthaus
  • Das Berner Schwing-Talent zertrennt sich Nerven und Sehnen
  • Beim Hallenschwinget in Bolligen überzeugte er bereits wieder
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Es war ein Ritterschlag der aussergewöhnlichen Art, den Lars Zaugg (22) am Samstagmorgen in Bolligen BE erhielt. Das Berner Schwing-Talent darf im ersten Gang mit Topfavorit Fabian Staudenmann (24) zusammengreifen. «Man traut mir schon wieder viel zu», analysiert der gelernte Metzger.

Und das, obwohl sein Winter alles andere als optimal verlief. Was geschah, lässt sich beim Blick auf seine linke Hand erahnen. Der Mittelfinger ist an den Ringfinger gebunden. «Im Schlachthaus gab es einen Unfall», beginnt Zaugg zu erzählen.

Nerven und Sehnen zertrennt

Es geschah Mitte Oktober in der Metzgerei in Eggiwil BE. Seit der 5. Klasse arbeitet er dort einmal pro Woche. Mittlerweile ist Zaugg fest angestellt. «Mich fasziniert der Übergang vom Lebewesen zum Lebensmittel.» Dazu gehört, die Tiere mit einem Kopfschuss zu töten und sie danach mit dem Messer zu verarbeiten.

Während dieses Arbeitsschrittes kam es zu dem folgenschweren Fehler. «Bei einer Notschlachtung konnte ich meine Hand nicht am gewohnten Ort haben. Ich war einen Augenblick unkonzentriert und schon steckte das Messer im Mittelfinger.»

Schmerzen spürte Zaugg kaum, da er die Nerven und Sehnen zertrennte. «Ohne den Knochen wäre der Finger jetzt weg», erzählt der 19-fache Kranzgewinner. Im Notfall nähten sie ihn wieder zusammen. Drei Tage später wurde Zaugg operiert.

Die Pause als grosse Chance

Sechs Wochen durfte der Emmentaler nicht Auto fahren. Drei Monate war er krankgeschrieben, vier Monate dauerte das Schwingverbot. Und das ausgerechnet vor der Saison, in der Zaugg seinen ersten eidgenössischen Kranz anstrebt.

Ein grosser Nachteil? «Nicht unbedingt», meint Zaugg. «So sind die Erwartungen nicht zu hoch, und die Pause hat mir vielleicht sogar gutgetan. Jetzt habe ich wieder richtig Lust aufs Schwingen.» Da nur sein Finger verletzt war, konnte er im Kraftraum die Beine trainieren und an der Ausdauer feilen.

Eidgenosse verzweifelte an ihm

Dass der 1,90-Meter-Mann aus Eggiwil BE bereits wieder richtig stark schwingt, bewies er am Samstag. Nach der wenig überraschenden Startniederlage gegen Staudenmann gewann er vier Kämpfe.

Einzig den Eidgenossen Michael Ledermann (24) musste Zaugg stellen. Am Ende klassierte er sich auf dem starken vierten Rang. «Mir fehlt noch die schwingspezifische Ausdauer. Teilweise kommen auch gewisse Reaktionen im Kampf zu spät. Das Schwingen habe ich aber zum Glück nicht verlernt», meint er mit einem Augenzwinkern.

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