Jérémy Desplanches (29) zieht drei Wochen vor der WM und ein halbes Jahr vor Olympia die Notbremse. Per sofort zieht die Schweizer Olympiahoffnung wieder in die Genfer Heimat zurück und trainiert wieder bei seinem Verein Genève Natation bei Trainer Clément Bailly.
Die Meldung vom Schweizer Schwimmverband kommt aus dem Nichts. Was ist da los bei Desplanches? Er war 2021 mit hohen Zielen ins französische Martigues ausgewandert. Mit der Sensations-Bronzemedaille von Tokio im Sack wollte der Genfer beim französischen Startrainer Philippe Lucas noch besser werden. Lucas ist der schillerndste Coach der Schwimmwelt, ein harter Hund und wegen seines Aussehens wird der Franzose «Hulk Hogan» genannt.
Die Karriere des Schwimmhelden stagnierte
Desplanches schwärmt zu Beginn von seinem neuen Trainingsort, wo unter «Hulk Hogan» so hart trainiert wird wie sonst nirgends. Doch dann das. Der Genfer stagniert, ist auch oft verletzt. Vor dem Wechsel nach Martigues schien sein Aufstieg kaum Grenzen zu kennen. Europameister. Vize-Weltmeister. Dann gar der Olympia-Coup.
Doch Tokio-Bronze hat nur Noe Ponti (22) beflügelt, der Tessiner hat sich an der Weltspitze etabliert und dominiert zuletzt im Dezember die Kurzbahn-EM in Rumänien. Bei Desplanches, bis 2021 klarer Schweizer Teamleader, lief seit Tokio nicht mehr viel zusammen. Jetzt bricht er die Übung im härtesten Schwimm-Camp der Welt ab. Der Profi-Schwimmer zu Blick: «Ich wechsle nun per sofort nach Genf, aber ich habe mir den Wechsel schon seit einigen Wochen überlegt.»
Nun wird Desplanches an der Seite von Nationalteamkollege Roman Mityukov (23) trainieren, dem 200-Meter-Rücken-Dritten der WM 2023. Es war denn auch ein Nati-Camp, das Desplanches ins Grübeln brachte, wie er schildert. «Ich habe realisiert, dass es diese vertraute Umgebung ist, die ich nun für die gewünschten Resultate brauche.»
Im Klartext: Desplanches sah sogar die Quali für Paris 2024 in Gefahr. Nun will er sich nach den verkorksten Jahren mit dem Blitzwechsel in ein neues Trainingsumfeld an der WM in Katar (2. bis 18. Februar) wenigstens mal das Ticket für die Olympischen Spiele holen. Ohne Hulk Hogan an seiner Seite.