«Wenn man einen Hänger hat, geht Philippe dir hinterher»
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Desplanches über neuen Trainer:«Wenn man einen Hänger hat, geht Philippe dir hinterher»

Der französische Hulk Hogan
Philippe Lucas soll Desplanches erneut zu Edelmetall verhelfen

Philippe Lucas ist einer der berühmtesten Trainer Frankreichs und gilt als harter Hund und «Bösewicht». Der Erfolg gibt ihm recht, Laure Manaudou verhalf er zu drei Olympia-Medaillen. Davon will auch Jérémy Desplanches bei der EM in Rom profitieren.
Publiziert: 11.08.2022 um 10:28 Uhr
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Jérémy Desplanches (l.) trainiert seit dem vergangenen Herbst bei Philippe Lucas (r.).
Foto: BENJAMIN SOLAND
Sven Micossé (Text), Benjamin Soland (Bilder)

Das schüttere Haar ist nach hinten gekämmt, die Sonnenbrille wird nur selten abgenommen und ein Dutzend Silberarmketten zieren seine Handgelenke. Währenddessen wacht er über seine Schützlinge, die Bahnlänge um Bahnlänge schwimmen. Das Schwimmbad Avatica ist das Reich von Philippe Lucas, des erfolgreichsten Schwimm-Trainers Frankreichs.

Seit dem letzten Herbst ist Jérémy Desplanches (28) unter den Fittichen des 59-Jährigen, der ihn bei der EM in Rom (11. bis 17. August) zur nächsten Medaille coachen soll. Das grosse, übergeordnete Ziel ist aber das zweite Olympische Edelmetall 2024 in Paris.

«Er ist genial, ein Unikat. Aber er ist enorm leidenschaftlich und gibt einem viel Energie, Zuneigung. Wenn du zu seiner Gruppe gehörst, bist du sein Schützling und das finde ich unglaublich», sagt Desplanches über seinen Coach.

«Er ist dickköpfig»

Das Auftreten von Lucas ist bestimmt, seine Aura wirkt knallhart. Und so ist auch sein Training. Desplanches: «Er ist dickköpfig, ist ja aber auch der Trainer. Er will, dass du schwimmst und schwimmst.»

Jeden Tag ist der Coach der erste auf der Anlage und der letzte, der sie verlässt. Er sei ein Frühaufsteher. Wenn sein Team kurz vor sieben Uhr aufschlägt, hat er bereits sein zweistündiges Krafttraining absolviert.

Passioniert, rigoros und ambitioniert – so beschreibt sich Lucas selbst. Seine Methoden haben Erfolg. Seit bald vier Jahrzehnten arbeitet der Nordfranzose als Coach. Nach eigenen Angaben sei er nur «ein durchschnittlicher Schwimmer» gewesen. Als 20-Jähriger steigt er bei seinem örtlichen Schwimmverein als Trainer ein.

Teil einer Satiresendung

Er bringt einige Schwimm-Asse an die Olympischen Spiele. Darunter 1992 Julia Reggiany, die später seine Frau wird. Gemeinsam haben sie heute zwei Kinder.

Der grösste Erfolg kommt 2004, als Laure Manaudou in Athen einen kompletten Medaillensatz abstaubt. Beide werden daraufhin zu Stars in Frankreich. Jahrelang basiert eine Marionetten-Figur der bekannten Satiresendung «Les Guignols de l'info» auf Lucas. Neben jenen Puppen der Ex-Präsidenten Jacques Chirac (†86) und Nicolas Sarkozy (67) ist die von Lucas die berühmteste.

Ein Schwimm-Trainer, der zu den bekanntesten Figuren der «Grande Nation» gehört. Das kommt nicht von ungefähr. Lucas scheut sich nicht, seine Meinung zu sagen. Seine Haarfarbe und Postur erinnern an den ehemaligen Wrestling-Star Hulk Hogan. Er ist ein Mann, der in Erinnerung bleibt.

«Ausserhalb des Pools ein cooler Typ»

Durch seine Praktiken und Auftreten bekommt er in der Öffentlichkeit Frankreichs das Image des Bösewichts. Wie er dargestellt wird, kümmert ihn aber nicht gross. «Ich bin unnachgiebig beim Training. Wenn die Leute müde sind, weiss ich mich anzupassen. Aber ich will nicht, dass man bescheisst. Ausserhalb des Pools bin ich ein cooler Typ.»

Das sehen auch seine Schwimmerinnen und Schwimmern so. «Das Schwimmbecken ist sein Leben, er verehrt es. Das ist toll. Ich komme jeden Morgen müde und mit Schmerzen überall an. Aber er ist da, hat gute Laune und vermittelt einem die Lust zu trainieren», sagt Desplanches.

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