Küng stürzt bei EM-Zeitfahren in Absperrgitter
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Schmerzhafter Auftritt:Küng stürzt bei EM-Zeitfahren in Absperrgitter

Warum wurde Rad-Star Küng nach Sturz nicht gestoppt?
«Stefan merkte nicht mal, dass er im Ziel war»

Trotz Gehirnerschütterung, Jochbeinbruch und Frakturen an den Händen: Stefan Küng (29) fuhr nach seinem Sturz bei der EM bis ins Ziel. Das wirft Fragen auf – zumal sein Helm kaputt war.
Publiziert: 22.09.2023 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 20:02 Uhr
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Sein Helm war kaputt und er offensichtlich benommen: Stefan Küng fuhr trotz seines Sturzes bis ins Ziel.
Foto: freshfocus
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Mathias GermannReporter Sport

Sie sind kaum geschützt, schinden sich stundenlang und geben auch bei totaler Erschöpfung nie auf. Rad-Profis werden oft als Gladiatoren des Sports bezeichnet. Wer sich die Bilder des blutüberströmten Stefan Küng (29) am letzten Mittwoch ansah, konnte rasch auf genau diesen Gedanken kommen. «Blut, Knochen und Helm gebrochen! Der härteste Rad-Profi der Welt», titelte «OE24.at».

Der Hintergrund: Küng war völlig unbedrängt in ein Absperrgitter gefahren – er hatte es nicht gesehen, weil sein Kopf gesenkt und er in der sogenannten Aeroposition war. Küng stieg zwar wieder aufs Rad und fuhr mit zerstörtem Helm auf dem Kopf ins Ziel. Die Medaille, die vor seinem Crash abholbereit lag, war aber längst weg – der Thurgauer wurde Elfter. Viel entscheidender war die Frage nach Küngs Gesundheit. Die Diagnose folgte auf dem Fuss: Gehirnerschütterung, Jochbeinbruch und Frakturen an der Hand.

«Da darf man keine Risiken eingehen»

Doch auch zwei Tage danach gibt Küngs Unfall zu reden. Er selbst hat sich noch nicht dazu geäussert. Auch Nati-Trainer Edi Telser und Küngs persönlicher Coach, der Franzose Julien Pinot, sagen nichts – sie sassen im Begleitauto hinter Küng. «Die Beteiligten brauchen Zeit, die Geschehnisse zu verarbeiten sowie zu analysieren», bittet Swiss Cycling um Geduld. Doch mindestens ebenso wichtig wie der Grund des Unfalls ist die Frage, warum man Küng nicht daran gehindert hat, weiterzufahren.

«Sein Helm war kaputt. Erstens darf man mit defektem Helm kein Rennen bestreiten und zweitens konnte man nur schon im TV-Bild sehen, dass er am Kopf verletzt war. Die Vermutung einer Gehirnerschütterung lag auf der Hand. Ich finde, bei solchen Verletzungen darf man keine Risiken eingehen», sagt Bruno Diethelm. Der ehemalige Erfolgstrainer der Schweizer Mountainbike-Nati kennt sich auch im Strassenradsport bestens aus, er betreut das Aargauer Top-Talent Jan Christen (19).

Noch ist einiges unklar

Tatsächlich wirkte Küng, dem Diethelm keinen Vorwurf macht («Er war im Adrenalin, wollte wohl einfach weiterfahren»), nach dem Sturz benommen – apathisch gar. Jan Christens Bruder Fabio (21), der in der U23-Kategorie bei der EM fährt, war im Zielbereich, als Küng das Rennen beendete. Er bestätigt den Eindruck: «Stefan merkte nicht mal, dass er im Ziel war.»

Vielleicht war es letztlich Küngs Glück, dass er nicht mehr weit fahren musste und der EM-Parcours technisch einfach war – es ging fast immer geradeaus. Ob er imstande gewesen wäre, auch Kurvenkombinationen sicher zu meistern, ist fraglich. Swiss-Cycling-Geschäftsführer Thomas Peter meint: «Ich bin nicht vor Ort und will zuerst wissen, was genau vorgefallen ist. Sicher ist aber, dass man vor allem bei Kopfverletzungen sehr vorsichtig sein muss.»

UCI soll Swiss Cycling befragt haben

Wie das holländische Portal «wielerfits.nl» meldet, habe der Rad-Weltverband UCI den Schweizer Verband um eine Stellungnahme gebeten. Man wolle wissen, weshalb niemand Küng gestoppt habe.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass Küng auf einen Stopp-Hinweis nicht reagiert habe oder dass der Funk gar defekt war – Swiss Cycling wollte sich bis Freitagabend nicht dazu äussern.

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