Es sind nur 80 Meter Entfernung. Und doch trennen zwei Welten diese kurze Distanz. Hier, beim Zwingli-Denkmal neben der Wasserkirche, wird getrauert. An einem Baum hängt ein schwarz-weisses Foto von Muriel Furrer – die 18-jährige Züricherin erlag nach ihrem Sturz beim Rennen der Juniorinnen am Freitag ihren Verletzungen.
Keine Gehminute daneben, an der Münsterbrücke in Zürichs Altstadt, donnert Tadej Pogacar (26) an diesem Sonntagnachmittag alleine dem WM-Titel entgegen. Die Zuschauer klatschen, toben und geniessen das trockene Wetter.
Die Rad-WM besteht aus zwei Welten, die traurige Realität seit dem tragischen Tod Furrers und die Wettkämpfe. An der Trauerstätte brennen 15 Grabkerzen, eine Schulkollegin Furrers hat bewegende Abschiedsworte verfasst. «Liebe Muriel, du bleibst für immer in unseren Herzen», steht da geschrieben. Dazu gibt es ein Foto, bei dem viele – offenbar auch Schulkolleginnen – in einer Turnhalle liegend, ein Herz formen. Daneben wurden mehrere Blumensträusse abgelegt, dazu hängt eine Schweizer Fahne am Baum.
Immer wieder kommen und gehen Menschen – für einmal interessiert das Zwingli-Denkmal, das gleich neben der Gedenkstätte am Ufer der Limmat steht, nicht. «Das ist die Velofahrerin, die gestorben ist», sagt eine Mutter zu ihrer jungen Tochter. Es gibt auch viele Touristen, die offenbar nichts von der Tragödie, die sich am Donnerstag im Waldabschnitt vor Küsnacht abgespielt hat, wissen. Auch sie schauen sich das Bild in aller Ruhe an, halten inne und schweigen.
Es war Furrers Familie, die sich gewünscht hat, dass die WM trotz des Schicksalschlags weitergeführt wird. Genau dies ist geschehen. Am Ufer der Limmat, wo vor allem die slowenischen Fans aus dem Häuschen sind, wird deutlich, wie nahe in diesem Moment am Sonntagnachmittag Trauer und Freude beieinanderliegen.