Wenn sich am Sonntag 154 Fahrer den Pfannenstiel hochquälen, wird ein Mann kaum auffallen: Anton Palzer (29). Dabei ist der Deutsche der vielleicht verrückteste Hund im Fahrerfeld! Einverstanden? «Wer sonst ist schon mal als Quereinsteiger in seinem ersten Jahr als Profi eine Grand Tour zu Ende gefahren?», fragt der zurück. Und hat recht.
Der Hintergrund: Palzer war zehn Jahre lang einer der besten Skibergsteiger und Bergläufer der Welt. Dann hatte er mit 28 Lust auf etwas Neues, wechselte aufs Rennvelo und überzeugte auf Anhieb. Er unterschrieb einen Profi-Vertrag bei Bora-Hansgrohe und bestritt im Herbst gleich die dreiwöchige Vuelta – Rang 102. Palzer: «Meine Schwäche ist sicherlich das taktische Verständnis, wie Rennen laufen. Man muss nicht nur gut sein, man muss seine Körner auch zum richtigen Momente einsetzen. Da liegt noch viel Arbeit vor mir.»
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Die Geschichte Palzers war stets mit den Bergen verbunden. «Sie vermitteln das Gefühl von Freiheit, da fühle ich mich zu Hause. Egal ob zu Fuss, auf Skiern oder auf dem Rad», sagt er. Schon als Kind kraxelte «Doni», wie er genannt wird, jeden Berg hoch. Der Erfolg kam früh: 2009 war Palzer mit 16 Jahren bereits Deutscher Elite-Meister im Skibergsteigen. Es folgten unzählige Siege, ehe er im März 2021 als Vize-Weltmeister Schluss machte. «Das Skibergsteigen hat mir einfach nicht mehr diesen Kick gegeben», sagt er.
«Das kann man sich nicht vorstellen»
Dass er nun im Peloton nicht mehr um Siege fährt, sondern ein Helfer unter vielen ist, stört den gelernten Feinwerkmechaniker nicht. Vergleichen liessen sich die Sportarten sowieso nicht, sagt er. «Die Dichte im Radsport ist unglaublich. Skibergsteigen ist auch sehr hart, man geht ans Limit und manchmal darüber hinaus. Aber die Wettkämpfe sind vielleicht zwei Stunden. Im Radsport fährst du teilweise sechs Stunden und bei einer Grand Tour 21 Etappen. Was man da leisten muss, kann man sich als Aussenstehender nicht vorstellen.»
Bei der Tour de Suisse wird Palzer versuchen, seinen Leadern zu helfen. Wenig überraschend sagt er: «Am meisten freue ich mich auf die Alpen.»