Gino Mäder (1997–2023)
Sein Horizont reichte weit über die Rad-Welt hinaus

Der Tod von Gino Mäder schockt die Schweiz. Wer war der junge, talentierte Rad-Profi, der am Albula sein Leben auf tragische Art und Weise verloren hat?
Publiziert: 16.06.2023 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2023 um 10:32 Uhr
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Gino Mäder ist an der Tour de Suisse seinen Verletzungen erlegen.
Foto: keystone-sda.ch
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Der Tod von Gino Mäder schockiert. Sein Name mag in der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt gewesen sein wie in der Rad-Welt. Doch es ist Fakt, dass dieser wunderschöne und so einfache Sport auf zwei Rädern einen Menschen verliert, der viel mehr war als bloss ein professioneller «Gümmeler».

Mäder bestätigte immer wieder, dass das Radfahren bei weitem mehr ist als nur ein Beruf. «Velofahren ist ein Gefühl», meinte er einmal. Und sein Horizont reichte weit über die Welt des Sports hinaus. Seine Weggefährten bezeichneten ihn mehrmals als sensibel, nachdenklich, intellektuell. Darum erstaunte es nicht, dass er sich sehr gerne mit Themen auseinandersetzte, die vielen anderen zu komplex erscheinen. Eines davon war der Klimawandel.

Ein Herz für so vieles

Ihm war bewusst, dass er die Welt alleine nicht retten könne, doch es war ihm wichtig, ein Zeichen zu setzen. So zahlte Mäder für jeden Fahrer, den er in einem Rennen hinter sich liess, einen Franken in ein Kässeli ein. Das Geld wurde für den Erhalt der Schweizer Gletscher eingesetzt. Mehrere Tausend Franken seien so zusammengekommen. Doch sein Engagement war noch grösser. Er ernährte sich vegetarisch, kaufte nachhaltig ein und benutzte bei Transfers wenn möglich den Zug.

Weiter setzte er sich für die Förderung des Frauenradsports ein und plädierte in der Vergangenheit für harte Sanktionen nach Dopingvergehen, so befürwortete er gar zivilrechtliche Konsequenzen für Sünder.

Ein Herz hatte der Berner mit Ostschweizer Wurzeln, der in Zürich wohnhaft wurde, auch für Tiere. So rettete er einen Hund vor der Tötungsstation und nahm ihn bei sich zu Hause mit seiner Freundin auf. «Pello» nannten sie ihn, weil er aus Bilbao war und sein Teamkollege bei Bahrain-Victorious, Pello Bilbao, auch von dort war.

Die Summe dieser Gesten und seine Charaktereigenschaften machten ihn zu einem der beliebtesten Fahrer im Peloton. «Danke für das Licht, die Freude und das Lachen, das du uns allen gebracht hast. Wir werden dich als Fahrer und als Person vermissen», verabschiedet sich sein Team Bahrain-Victorious in einem Statement.

Das tragische Ende eines Traums

Als Rad-Profi wiederum machte sich Mäder als Spezialist für Etappenrennen einen Namen. An der Vuelta 2021 liess er sein Talent erstmals so richtig aufblitzen und wurde Gesamtfünfter. Er träumte seither vom ganz grossen Coup an einer Grand Tour (Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta).

Nun hat ihm eine Kurve auf der Abfahrt vom Albula diesen Traum auf derart tragische und fürchterliche Weise für immer genommen.

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