Die Tour-Zwischenbilanz – das Momentum kippt
Wer ist im Vorteil? Wie gehts den Schweizern? Wer kassierte ab?

Zwei Drittel der Tour de France sind passé – und die Entscheidung um den Gesamtsieg ist noch völlig offen. Eine Zwischenbilanz vor der letzten Woche der Rundfahrt.
Publiziert: 18.07.2023 um 08:06 Uhr
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Unzertrennlich: Pogacar (v.) und Vingegaard attackieren sich regelmässig, kleben aber förmlich aneinander.
Foto: AFP

Die Dominatoren sind gleich stark

Sie sind die grossen Rivalen der Tour de France, die sich wohl am liebsten aus dem Weg gehen würden – und doch müssen sie Tag für Tag zusammen verbringen: Leader Jonas Vingegaard (26) und Verfolger Tadej Pogacar (24).

Der Unterschied zwischen ihnen beträgt vor der letzten Woche nur 10 Sekunden. Das Bild zum Ende der 15. Etappe am Sonntag passt: Nebeneinander überqueren sie die Ziellinie am Mont Blanc, nachdem beide attackiert haben. Ungewollt sind der Däne und der Slowene aktuell die Unzertrennlichen.

Foto: keystone-sda.ch

«Was sich die liefern, ist absolut crazy», sagt Silvan Dillier (aktuell 122.) vor der letzten Tour-Woche zu Blick. «So ein Kampf, bei dem um jede Sekunde gekämpft wird, hatten wir schon lange nicht mehr.»

Wer ist nun im Vorteil?

Drei Schlüsseletappen stehen bis zur Einfahrt in Paris am Sonntag noch an: das kurze, aber bergige Zeitfahren am Dienstag (22,4 km), die Bergetappe zum Skiort Courchevel mit der gefährlichen Zielabfahrt am Mittwoch (165,7 km) und der letzte Showdown bei der Bergetappe am Samstag nach Markstein Fellering (133,5 km).

Vorjahressieger Vingegaard zeigte sich als der solidere Fahrer, Pogacar als der explosivere. Nach der 64-Sekunden-Hypothek, die sich Pogacar auf der 5. Etappe einhandelte, machte er durch seine Attacken immer wieder Sekunden gut. Am Sonntag aber blieb Vingegaard dran. Er sagt: «Ich hatte es mehr unter Kontrolle als sonst.» Das Momentum befindet sich auf Messers Schneide, um wieder zum Leader zurückzukippen.

So geht es den Schweizern

«Ehrlich gesagt bin ich muskulär sehr kaputt», sagt Silvan Dillier (122.). Mental gehe es, aber da sei es während der Etappen extrem hart. «Vor allem, wenn man so wie ich hauptsächlich Zuschauer des Rennens war.»

Stefan Küng (aktuell 54.) trauert dem Tag nach, an dem er sich sehr gut fühlte: «Schade war, dass ich auf der 10. Etappe nicht in die Fluchtgruppe gehen konnte, weil das ganze Team dem Captain helfen musste. Da hatte ich super Beine. Aber es ist eine sehr, sehr harte Tour.»

Ein Team holte bisher nur 4000 Euro

Dilliers Team Alpecin-Deceuninck holte durch den Sprinter Jasper Philipsen (25) bereits vier Etappensiege und 65'000 Euro Preisgeld. Mehr als jedes andere der 21 weiteren Teams. Erst acht haben bisher einen Etappensieg eingefahren. Am Schluss der Rangliste: Dsm-Firmenich mit nur 4000 Euro, bei dem Captain Romain Bardet (F) aufgeben musste.

Möglich ist, dass es keinen Massensprint mehr gibt. Dillier erklärt: «Es sind nicht mehr viele Sprinter im Peloton. Das öffnet die Möglichkeiten der Teams, die noch nichts vom Kuchen abbekommen haben. Und das sind viele. Die letzte Woche wird definitiv hart.»

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