Schweizer Rad-Asse trauen Jan Christen alles zu
Unser grösstes Rad-Talent wird 20!

Jan Christen sorgt in seiner ersten Profi-Saison für Furore. Aber wohin führt sein Weg? Zu seinem 20. Geburtstag wagen zwei erfahrene Rad-Schweizer einen Blick in die Kristallkugel, warnen aber auch.
Publiziert: 26.06.2024 um 00:02 Uhr
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Bereits in frühen Jahren hamsterte Jan Christen fast alles, was es zu gewinnen gibt.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Mathias GermannReporter Sport

Bald gibt Rad-Diamant Jan Christen nicht nur auf zwei, sondern auch auf vier Rädern Gas. Am Montag war er mit Bruder Fabio (21), der ebenfalls im Peloton unterwegs ist, beim obligatorischen Schleuderkurs. Alles verlief problemlos. Nun folgt gleich der nächste spezielle Tag abseits des Velos: Am Mittwoch feiert das Talent seinen 20. Geburtstag. Wobei er nicht wirklich feiern wird, wie Christen verrät. «Ich werde trainieren. Aber am Abend gibt es mit der Familie sicher was Feines zum Znacht.»

Christen macht sich wenig aus seinem Geburtstag. Auch allzu weit in die Zukunft blickt er nicht. Sein Motto: Tag für Tag, Training für Training, Rennen für Rennen. Fakt ist: Bereits bei der ersten ganzen Saison in der World Tour hinterlässt der Mann aus Leuggern AG Spuren. Sein Sieg bei der Abruzzen-Rundfahrt ist das eine – viel eindrücklicher ist die Art, wie Christen fährt: aktiv, mutig und ohne Rechenschieber.

«Er ist das grössere Talent als ich. In seinem Alter war ich noch weit weg davon, Profi zu sein», sagt Marc Hirschi (25), sein Teamkollege bei UAE Emirates. Mit dem Berner teilt Christen oft das Zimmer, wenn sie gemeinsam unterwegs sind. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Jan der grosse Durchbruch gelingt – das weiss jeder im Peloton», so Hirschi.

«Bitte schreibe nicht, dass er der nächste Tony Rominger ist»

Stressen lassen muss sich Christen nicht. Er hat bei UAE einen Vertrag bis 2028. Dieser ungewöhnlich langer Kontrakt kommt nicht von ungefähr, ist doch Christens Power, mit der er lange Zeit auf die Pedalen drückt, aussergewöhnlich.

Besonders dabei: Das 63-Kilo-Leichtgewicht ist nicht nur in den Bergen, sondern auch im Zeitfahren stark. Zuletzt verlor Christen bei der Schweizer Zeitfahr-Meisterschaft (30,8 Kilometer) auf Stefan Küng (83 Kilo), den seit Jahren besten Schweizer in der Disziplin, nur etwas mehr als eine Minute. «Ich sehe Jan nicht als reinen Bergfahrer, er ist überall gut. Aber bitte schreibe nicht, dass er der nächste Tony Rominger ist», bittet Küng (30).

Was der Thurgauer meint: Die Schweiz sehnt sich seit zwei Jahrzehnten nach einem starken Rundfahrer. Christen könnte genau dieser Velo-Messias sein. Küng: «Mich hat man auch immer mit Fabian Cancellara verglichen. Klar, den grössten Druck macht man sich selbst. Aber mit 20 Jahren lassen solche Vergleiche einen das nicht kalt – bei mir zumindest war es so. Wir sollten also vorsichtig sein.»

Brechstange ist noch erlaubt

Noch muss Christen seinen Renninstinkt verbessern – er ist noch ein wenig grün hinter den Ohren. Küng: «Dass Jan ab und zu mit der Brechstange fährt, finde ich aber einen guten Charakterzug. Lieber auch mal volles Risiko gehen – der Rest kommt dann schon.»

Es gibt kaum einer, der derzeit daran zweifelt.

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