Ist es kalt, kommt er so richtig in Fahrt. Regnet es dazu noch, kann ihn kaum einer stoppen. Stefan Küng (29) ist dafür bekannt, bei garstigen Bedingungen besonders stark zu sein. Genau darum erwarteten viele, auch sein belgischer Fanclub am Strassenrand, beim Klassiker Gent-Wevelgem einen Exploit. Doch es kam ganz anders. 53 Kilometer vor dem Ziel des belgischen Eintagesrennens am Sonntag blieb Küng am Fusse des Kemmelbergs einfach stehen. Ein Problem mit der Schaltung, vermuteten viele. «Ich hatte keinen Defekt, aber einen viel zu grossen Gang drauf», klärt Küng auf.
Was nach einem klassischen Fehler eines Hobbyfahrers tönt, hat einen ernsten Hintergrund. Küng: «Meine Füsse, vor allem aber meine Hände, waren taub. Als wären sie eingeschlafen. Ich habe gedacht, dass ich geschaltet hätte, doch meine Finger haben nicht mehr das gemacht, was ich wollte.»
«Werden Bekleidung anschauen»
Küng beendete das Rennen mit fast sechs Minuten Rückstand. «Eine verpasste Chance», wie er sagt. Viel mehr Grund zur Sorge gibt sein unterkühlter Körper. «Ich habe vor dem Start alle Vorkehrungen getroffen, die es braucht, und mich gut ernährt im Rennen. Als ich merkte, dass etwas nicht stimmt, habe ich die Hände geschwungen, um das Blut in die Extremitäten zu bringen. Aber es hat nicht geklappt.»
Der Thurgauer wurde vom Wetter in die Knie gezwungen. Anschliessend begab er sich auf Ursachenforschung. «Letztes Jahr hatten wir kaum Rennen in der Kälte. Und auch in diesem Jahr nicht, auch nicht in den Trainings. Vielleicht hat sich mein Körper daran gewöhnt», sagt er. Gleichzeitig meint Küng, der als Perfektionist bekannt ist: «Etwas, das wir anschauen werden, ist die Bekleidung mit unserem Ausrüster. Damit sie genau nach unseren jetzigen Ansprüchen produzieren können.»
Rad-Highlight steht bevor
Angst hat Küng nicht, dass sich das Problem wiederholen könnte. Am Mittwoch bestreitet er das Rennen «Quer durch Flandern», ehe am Sonntag mit der Flandernrundfahrt ein erster Höhepunkt seiner Saison auf dem Programm steht. Im letzten Jahr wurde der Thurgauer beim Klassiker Fünfter. «Dieses Resultat will ich toppen», sagt er. Immerhin: Seine Form stimmt – und die Wetterfrösche versprechen wärmeres und trockeneres Wetter.