Ein Rad-Profi, der jeden Spass mitmacht? An einem eher kühlen Morgen in Ennetbaden AG ist Silvan Dillier (33) genau das. Er sagt: «So bin ich daheim eigentlich fast immer. Meiner Frau Cornelia und mir ist es wichtig, dass unsere Söhne das Leben geniessen – jetzt, aber auch später.»
Seinen Worten lässt der Aargauer, der derzeit seine fünfte Tour de France fährt, Taten folgen – sehr zur Freude von Ilja (4) und Finn (2). In einem der berühmten heissen Brunnen an der Limmat-Promenade verpassen ihm seine Sprösslinge mit ihren Bidons eine Dusche nach der anderen. Danach füllt Ilja dem Papa das Ohr mit Wasser. Und Dillier? Er tut so, also würde genau dieses Wasser aus seinem Mund rausspritzen. Die Kinder kugeln sich vor Lachen.
Schoggigipfeli und Bier – warum nicht?
«Es ist egal, was meine Kinder einmal machen werden, wenn sie mal gross sind – so lange sie es mit Leidenschaft und Respekt tun. Dann werden auch sie jene Befriedigung haben, die ich als Radfahrer jeden Tag spüre», so Dillier.
In der Tat ist seine Begeisterung für seinen Beruf auch mit 33 Jahren spürbar. Obwohl er 200 Tage pro Jahr weg ist, obwohl er häufig und lange trainieren muss, kein Millionensalär hat und längst nicht immer das essen und trinken darf, wozu er gerade Lust hat.
Genau hier relativiert Dillier: «Je länger, desto mehr merke ich, dass es nicht eine so grosse Rolle spielt, ob ich am Morgen ein Schoggigipfeli esse oder mal am Abend ein Bier trinke. Das macht nicht den grossen Unterschied aus.»
«Silvan nimmt sich nicht zu ernst»
Unterstützt wird der Aargauer von seiner Frau Cornelia. Sie schaut daheim nach dem Rechten, wenn Dillier länger weg ist – so wie jetzt in Frankreich. «Silvan ist in seinem Beruf sehr akribisch, nimmt sich selbst aber nicht zu ernst und unternimmt viel mit den Buben, wenn er zu Hause ist. Das schätze ich sehr.»
Dabei könne es allerdings durchaus wild werden, berichtet sie. «Manchmal muss ich eingreifen und mal etwas strenger werden, wenn etwas auszuarten droht. Aber das gehört einfach dazu», berichtet sie schmunzelnd.
Diese Worte machten die Dilliers baff
Langsam, aber sicher füllt sich der Brunnen in Ennetbaden. Er wurde kurz vor unserem Besuch gereinigt und steht allen, die im zwischen 37 und 43 Grad warmen Wasser entspannen möchten, zur Verfügung. Auch andere Besucher setzen sich nun hinein.
Dillier erzählt eine besondere Episode: «Kürzlich hat Ilja gesagt, es sei besser, du glaubst an dich als an gar nichts. Cornelia und ich waren baff, als wir das hörten.» Letztlich sei es genau das, was sie ihren Kindern vermitteln wollen. «Sie sollen ihren Fähigkeiten vertrauen und ihr Leben so gestalten, wie sie es für richtig empfinden und dabei auf das Wohl aller Beteiligten und der Natur achten.»
Kurz darauf ist Schluss. Dillier verlässt den Brunnen, trocknet sich ab und zieht sich um. Ein Intervalltraining steht an – also etwas, das Rad-Profis alles andere als mögen.
«Aber nach diesem Morgen kann nichts mehr schiefgehen», sagt er, gibt Cornelia einen Kuss und winkt seinen Söhnen auch von weitem nochmals zu.