Mysteriöse Krankheit, Zahn gezogen, Kampf gegen die Zeit
Droht Gold-Hoffnung Reusser das Olympia-Aus?

Rad-Ass Marlen Reusser (32) bringt alles mit, um in Paris Olympiasiegerin zu werden. Oder doch nicht? Die Bernerin bangt um die Sommerspiele. Die Uhr tickt erbarmungslos.
Publiziert: 02.07.2024 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2024 um 16:35 Uhr
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Wie weiter? Marlen Reusser leidet seit fünf Wochen an einem mysteriösen Infekt.
Foto: keystone-sda.ch
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Mathias GermannReporter Sport

Sind 24 Tage genug? So viel Zeit bleibt Marlen Reusser (32) noch, um sich für das Olympia-Zeitfahren in Gold-Form zu bringen. Wobei man sagen müsste: So wenig Zeit bleibt ihr! Der vielleicht grösste Schweizer Olympia-Trumpf ist derzeit weit vom idealen Paris-Fahrplan entfernt. Und Besserung ist (noch) nicht in Sicht. Alarm um Reusser!

Doch was ist das Problem? Genau da liegt die Krux. Seit fünf Wochen ist ihr Krankheitszustand unklar. Immer wieder hat die Super-Zeitfahrerin aus Hindelbank BE Fieberschübe – mal sind sie heftig, mal weniger stark. Reden will sie nicht. «Bis Marlen nicht ganz gesund ist, bittet sie um Geduld. Danach wird sie sich äussern», sagt Managerin Janine Geigele.

«Sie konnte kaum noch reden»

Reusser und die Ärzte tappen im Dunkeln. Zunächst vermutete man, dass der fieberhafte Infekt eine Folge ihres Sturzes bei der Flandern-Rundfahrt am 31. Mai sein könnte. Wir erinnern uns: Damals brach sie sich nach einem unverschuldeten Crash den Kiefer und beide Gehörgänge, dazu wurden acht Zähne beschädigt. Coach Edi Telser vermutete später, dass Reusser die schwere Operation doch noch nicht verdaut habe. «Eine solche Heilung braucht Zeit», sagte er. Tatsächlich kehrte Reusser nach dem Eingriff rasch aufs Velo zurück. Zu rasch? Auch da: Man weiss es nicht. Zuletzt liess sie sich einen Backenzahn ziehen – womöglich vermutete man dort die Wurzel des Übels.

«Wir wissen nicht genau, was das Problem ist», meinte Geigele bereits vor einem Monat. Damals schlief Reusser viel, bis zu 10 Stunden pro Nacht. Trainieren konnte sie nur selten. Geigele weiter: «Als Marlen vom Arztbesuch heimkam, konnte sie kaum noch reden. Ansonsten hat sie einfach Fieber und keine Energie.» Dann sagte sie einen Satz, der aus aktueller Perspektive noch mehr Sorgen macht als damals: «Nun darf nichts mehr dazwischenkommen.»

Heute wissen wir: Es ist noch einiges dazwischengekommen. Und das, obwohl Reusser vor zwei Wochen auf Instagram verkündete: «Ich habe dafür gesorgt, dass ich 100 Prozent frische Beine und keine Schmerzen mehr im Sattel habe, um für meine Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele gerüstet zu sein.» Ihre Vorfreude war wohl verfrüht.

Ex-Coach malt düsteres Bild

So oder so. Der Termin steht: Das Olympia-Zeitfahren steigt am 27. Juli, es führt über fast flache 32,4 Kilometer. In Normalform wäre Reusser, die in Tokio (Jpn) vor drei Jahren Silber gewann, eine der heissesten Kandidatinnen auf Gold. Nun aber droht sie schon jetzt den Kampf gegen die Zeit zu verlieren.

Droht gar das Olympia-Aus? Ihr Ex-Coach Marcello Albasini meint: «Ich kann nichts dazu sagen, wie es Marlen geht. Aber wenn jemand gut drei Wochen vor einem solchen Zeitfahren krank ist, kann man sagen: Es wird extrem knapp. Und mit jedem Tag schwieriger. Andere sind längst am Trainieren, während Marlen dies offenbar nicht tun kann.»

Kommt Ersatzfrau Hartmann zum Zug?

Es ist nicht anzunehmen, dass Reusser in Paris am Start sein wird, wenn sie nicht gesund und fit sein sollte. «Sie fährt nicht, um 15. zu werden», so Albasini.

Als Ersatz-Frau hat Swiss Olympic Elena Hartmann (30) selektioniert. Die Bündnerin wurde zuletzt zum dritten Mal Schweizer Zeitfahr-Meisterin. Ihr Vorsprung auf die Zweite nach 30,8 Kilometer? 3:24 Minuten. Also riesig. Bei Olympia wäre Hartmann dennoch krasse Aussenseiterin.

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