Ist «Kannibale» Tadej Pogacar zu stoppen?
Kaum. Wobei wir festhalten müssen: Eigentlich ist «Kannibale» der Spitzname von Rad-König Eddy Merckx (79). Pogacar (25) befindet sich allerdings auf den Spuren des Belgiers, er siegt und siegt – 12 Rennen gewann er allein in diesem Jahr. Dazu dominierte er den Giro nach Belieben, hatte am Ende fast zehn Minuten Vorsprung auf den Zweiten. Nun will er als Erster seit Marco Pantani (1970–2004) 1998 das Double aus Giro und Tour gewinnen. Seine Mannschaft UAE ist die beste aller 22 Equipen – bei weitem.
Weshalb ist Titelverteidiger Vingegaard chancenlos?
Ob das tatsächlich so sein wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Jonas Vingegaard (27, Dä) startet unter ganz anderen Voraussetzungen als in den letzten beiden Jahren, als er die Tour jeweils gewann. Bei der Baskenlandrundfahrt im April stürzte er heftig, brach sich Schlüsselbein und mehrere Rippen – dazu erlitt er einen Lungenkollaps. Seither trainierte er zwar, fuhr aber noch kein Rennen. Ebenfalls ein Minus-Punkt: Sepp Kuss (29, USA), sein bester Helfer im Team Visma, verpasst die Tour wegen Corona.
Nur drei Schweizer – wer sticht?
In den letzten 72 Etappen schaffte es nie ein Radgenosse, bei einer Tour-Etappe das oberste Treppchen zu erklimmen. Marc Hirschi (25) im Jahr 2020 war der letzte Sieger. Und auch in diesem Jahr sieht es nicht gut aus: Stefan Küng (30), Stefan Bissegger (25) und Silvan Dillier (33) sind als Helfer vorgesehen. Immerhin: In den beiden Zeitfahren (5. und 21. Juli) können Küng und Bissegger zeigen, was in ihnen steckt.
Warum mischt plötzlich Österreich mit?
Der Einstieg von Red Bull beim Team Bora-Hansgrohe gleicht einem Erdbeben. Es gibt nun ein weiteres Super-Team mit fast unbegrenzten Mitteln im Peloton. Andere Mannschaften können da nicht mehr mithalten. Fakt ist: Nun gibt es erstmals eine Mannschaft aus Österreich an der Tour. An die Bullen-Trikots muss man sich noch gewöhnen, mit Primoz Roglic (34, Slo) hat man aber einen Kandidaten für die Top 3 in den eigenen Reihen. Die Sorge: Roglic, ein ehemaliger Skispringer, stürzt viel zu oft.
Droht uns Langeweile?
Ja! Zumindest im Kampf um das Gelbe Trikot. «Die Tour wird nach drei oder vier Tagen entschieden sein», prognostiziert Groupama-FDJ-Boss Marc Madiot in der L’Equipe. Was er meint: Pogacar wird wohl gleich zu Beginn ein Feuerwerk entzünden, um den nicht vorhandenen Renn-Rhythmus seiner Gegner auszunutzen. Das ideale Terrain dafür hat er: Die ersten zwei Etappen haben total 13 Anstiege, das dritte Teilstück ist das längste (230 km), und in der vierten Etappe gehts hinauf zum berühmten Col du Galibier (2642 Meter über Meer).
Start in Florenz, Ziel in Nizza – wieso?
2022 Dänemark, 2023 Spanien und 2024 Italien: Der «Grand Départ» erfolgt zum dritten Mal nacheinander im Ausland. Das hat also schon fast Tradition. Erwartet werden 37 Grad. Ungewöhnlich ist die Ankunft nach drei Wochen in Nizza – bei der 111. Austragung des Rennens wird Paris erstmals gemieden. Dies, weil kurz darauf die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt über die Bühne gehen. Auch selten: Zum Abschluss wird es keinen Sprint, sondern ein Zeitfahren geben.
Wie viel Kohle gibts?
2,308 Millionen Euro an Preisgeldern werden ausgeschüttet – das ist im Rahmen der letzten Jahre. Der Gesamtsieger erhält 500’000 Euro, bei einem Etappensieg winken immerhin 11’000 Euro.