Rad-Ass Hirschi (25) wechselt zu Tudor und ist dort Leader
«Ich will wissen, wie gut ich wirklich bin»

Es ist aus Schweizer Sicht der grösste Rad-Transferknaller der letzten Jahre: Marc Hirschi (25) unterschreibt für drei Jahre bei Tudor. Wie kam es dazu und was erwartet er?
Publiziert: 12.08.2024 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2024 um 12:47 Uhr
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Zwei Tage nach seinem Sieg beim Klassiker San Sebastian wird bekannt: Marc Hirschi wechselt zum Team Tudor.
Foto: imago/Sirotti
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Mathias GermannReporter Sport

Was Blick angekündigt hat, wird am Montag um 11:00 Uhr offiziell: Rad-Ass Marc Hirschi (25) wechselt von UAE Emirates zum Schweizer Team Tudor. Er unterschreibt einen Dreijahresvertrag. Mit Fabian Lienhard (30) kommt ein weiterer Schweizer – er fuhr zuletzt bei Groupama FDJ. Blick hat mit Hirschi über die Gründe und die Folgen seines Wechsel gesprochen.

Blick: Marc Hirschi, warum wechseln Sie zu Tudor?
Marc Hirschi: Weil es sportlich Sinn macht.

Das bedeutet?
Ich bekomme die Chance, in jenen Rennen, die mir liegen, alleiniger Leader zu sein. Ich denke da an die Ardennen-Klassiker, aber auch an Etappen bei grossen Rundfahrten.

Und auch an die Tour de Suisse?
Sie ist im Hinterkopf, ja. Ich würde gerne versuchen, mal aufs Gesamtklassement zu fahren. Dafür muss ich mich aber vor allem im Zeitfahren verbessern.

Mit Tudor-Boss Fabian Cancellara haben Sie den richtigen Mann für dieses Projekt.
Er war Weltklasse im Zeitfahren und kann sicher helfen, klar. Aber das heisst noch nicht, dass ich auch mal so schnell sein werde (schmunzelt). Im Ernst: Die Voraussetzungen bei Tudor sind hervorragend, damit ich mich auch in diesem Bereich verbessern kann.

Ihr Stern ging 2020 auf, Sie gewannen die Flèche Wallonne, eine Etappe der Tour de France und holten WM-Bronze. In den Jahren darauf hatten Sie körperliche Probleme, ehe Sie 2024 drei kleine Rennen gewannen und zuletzt den Klassiker San Sebastian.
Es läuft in diesem Jahr wirklich gut, ich bin sehr glücklich. Auch physisch ist alles top. Und der Sieg im Baskenland war ein echtes Highlight. Das bestärkt mich auf meinem Weg. Ich will in den nächsten Jahren nun endgültig wissen, wie gut ich wirklich bin. Tudor bietet mir die Möglichkeit, genau das herauszufinden.

Viele Velo-Profis scheuen Verantwortung und wollen gar keine Leader sein. Sind Sie mental dafür bereit?
Damit habe ich keine Mühe, ich mache mir auch nicht zu viele Gedanken. Letztlich ist es so, dass die Beine darüber entscheiden, welche Rolle man in einem Team hat. Bei mir wird das nicht anders sein. Ich muss beweisen, dass ich gut genug bin als Leader.

Hätten Sie nach drei Jahren auch bei UAE Emirates verlängern können?
Das war definitiv eine Option, denn ich fühle mich in diesem Team sehr wohl. Wir haben einen sehr guten Teamspirit.

Dennoch stand Ihnen Superstar Tadej Pogacar stets vor der Sonne, oder?
Seine Erfolge sprechen für sich. Aber ich finde, wir haben die Zusammenarbeit gut gemanagt.

Auf dem Papier ist der Wechsel zu Tudor, das nicht in der World Tour ist, ein Rückschritt.
Von aussen mag das so erscheinen. Aber dieses Team hat sich rasant entwickelt und funktioniert hochprofessionell. Das Ziel ist, 2026 in der World Tour zu sein – vorher sind wir bei den grössten Rennen auf Wild Cards angewiesen.

Bei Tudor werden Sie keine derart starken Teamkollegen haben wie bei UAE. Ein Problem?
Ich denke nicht. Denn bei Tudor gibt es ebenfalls Fahrer mit grosser Qualität. Und das Team entwickelt sich ständig. Ich bin überzeugt, dass ich einen super Support erhalten werde.

Sie sind für Ihren guten Instinkt in den Rennen bekannt. Bei der Wahl Ihres neuen Teams haben Sie sich aber viel Zeit gelassen, oder?
Ich hatte von Anfang an ein gutes Bauchgefühl bei Tudor. Aber es gab auch andere Mannschaften, die sich für mich interessierten. Ich habe mir alles angehört, mich auch mit Freunden und Familie besprochen. Diese Zeit war anstrengend. Nun bin ich erleichtert, dass alles unter Dach und Fach ist.

Verzichten Sie mit dem Wechsel zu Tudor auf viel Geld?
Über das Finanzielle will ich lieber nicht sprechen. Ich kann nur so viel sagen: Es ist nicht immer nur das Geld, das entscheidet.

Gino Mäder war ein guter Freund von Ihnen. Nach seinem tragischen Tod wurde bekannt, dass er zu Tudor gewechselt hätte. Haben Sie in den letzten Wochen daran gedacht?
Sicher. Es wäre genial, wenn wir gemeinsam in einem Team unterwegs wären. Gino hat mir sehr viel bedeutet, ich denke häufig an ihn. Und ich werde bei Tudor auch für ihn fahren.

Es gibt das Gerücht, dass Tudor auch Julian Alaphilippe verpflichten wird …
Dazu kann ich nichts sagen.

Würde Ihnen das passen? Er ist zweifacher Weltmeister, ein echter Star und hat ähnliche Stärken wie Sie.
Ich fände es mega cool, wenn Julian kommen würde, denn er ist ein super Typ. Ich habe ihn schon immer bewundert und könnte viel von seiner Erfahrung profitieren. Am Ende kann ich auch bei Tudor nicht immer Leader sein, die Verantwortung wird und muss immer wieder auf mehrere Schultern verteilt sein.

Sie haben bei Tudor unterschrieben. Wie stehen die Chancen, dass Sie im nächsten Jahr trotzdem in einem weissen statt in einem schwarzen Trikot fahren?
Ich weiss, worauf Sie anspielen. Die Heim-WM ist ein riesiges Ziel für mich, und der Parcours sollte mir auch gut liegen. Ich freue mich sehr darauf und werde alles daran setzen, das Regenbogen-Trikot zu gewinnen.

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