So war Olympia
Der Ärger, das Highlight, der Coup, das Drama

Von Highlight über Drama und Überraschung bis zu Happy End: Die Olympischen Sommerspiele in Paris waren ganz grosser Sport. Und die Schweizer lieferten jede Menge bewegende Geschichten.
Publiziert: 12.08.2024 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2024 um 09:03 Uhr
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Chiara Leone thront über Paris – die einzige Schweizer Gold-Medaillengewinnerin posiert für Blick in Montmartre.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Das Highlight

Sie ist unsere einzige Olympiasiegerin 2024: Sportschützin Chiara Leone (26) darf nach ihrer formidablen Leistung im Dreistellungskampf über 50 m zuoberst aufs Treppchen steigen – und verleiht der Schweizer Delegation in Paris den einzigen Gold-Glanz.

Leone krönt sich mit diesem Wunderschuss zur Olympiasiegerin
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In der letzten Runde:Leone krönt sich mit diesem Wunderschuss zur Olympiasiegerin

Die Enttäuschung

In Tokio hatte sie noch Gold und Bronze abgeräumt, in Paris aber läuft es Fahnenträgerin und Sportschützin Nina Christen (30) überhaupt nicht. Zweimal verpasst sie den Final und bleibt damit ohne Chance auf einen erneuten Coup. Da hätte nicht nur sie selber mehr erwartet.

Die Überraschung

Sportschützin Audrey Gogniat (21) schiesst sich aus der Unbekanntheit ins Rampenlicht – und zu Bronze mit dem Luftgewehr über 10 m. Und dann sagt sie nach einer Begegnung mit Ignazio Cassis ganz bescheiden: «Ich bin einfach Audrey Gogniat, komme aus Le Noirmont, einem kleinen Dorf im Kanton Jura. Ich hätte nie gedacht, einmal von einem Bundesrat Gratulationen zu erhalten.»

Der Coup

Julie Derron (27) gumpt in die Seine, radelt und läuft – und weiss hinterher nicht, was sie «geritten» hat. Es resultiert der bärenstarke Silber-Platz und die grosse Ehre, gemeinsam mit Schwimmer Roman Mityukov (24) Fahnenträgerin an der Schlussfeier zu sein. Chapeau!

Hier läuft Julie Derron zu Olympia-Silber
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Coup im Olympia-Triathlon:Hier läuft Julie Derron zu Olympia-Silber

Das Drama

Angelica Moser braucht nach ihrem vierten Platz im Stabhochsprung die Umarmungen ihrer Liebsten, um sich trösten zu lassen. «Es war einer der besten Wettkämpfe meines Lebens», sagt die 26-Jährige hinterher und vergiesst trotzdem bittere Tränen. Und dann sagt sie mit Blick auf Los Angeles 2028: «So höre ich sicher nicht auf!»

Das Comeback

Vom Team-Desaster zu Einzel-Silber in fünf Tagen. Steve Guerdat (42) erholt sich vom Start-Schock («Ich war durcheinander!») gut und krönt seine sechsten Olympischen Spiele doch noch. Er setzt mit Dynamix aufs richtige Pferd und schafft es nach Olympia-Gold 2012 ein zweites Mal aufs Podest.

Die Tränen

Schwimm-Ikone Jérémy Desplanches (30) tritt ohne Finaleinzug in Paris ab – und weint in der Kabine «eine Stunde lang einen Ozean voll». Aus Freude und Dankbarkeit ob seiner Karriere, wie der Tokio-Bronzegewinner sagt. Nun ist Schluss. Merci, Jérémy!

Die Partytiger

Niemand zelebriert die Tage nach dem eigenen Wettkampf so sehr wie die Bronze-Helden Andrin Gulich und Roman Röösli. Das Duo taucht mit weiteren Ruderkollegen als regelrechte Schweizer Fans auf. Mit Kartonschildern und Anfeuerungsrufen machen sie sowohl bei Angelica Moser als auch beim Bronze-Spiel von Hüberli/Brunner viel Stimmung.

Die Historischen

Pascal Walker (29), Lisa Lötscher (24), Fabienne Schweizer (27) und Célia Dupré (22) schreiben im Rudern Geschichte – es ist die erste Teilnahme eines Schweizer Frauen-Doppelvierers an Olympischen Spielen. Nur 42 Hundertstel (!) fehlen, und es hätte gar zu Bronze gereicht. Platz vier.

Der Ärger

Das darf doch nicht wahr sein! Cédric Butti (25) zeigt ein starkes, rasantes BMX-Rennen, fällt dann aber den auf einer Euphoriewelle reitenden Lokalmatadoren zum Opfer. Drei Franzosen zwängen sich vor ihn und schnappen ihm Edelmetall weg. Mon Dieu!

Die Spektakulären

Ihr «Büro» ist an Olympia 2024 schlicht der «Place to be». Im an Ambiance nicht zu überbietenden Eiffelturm-Stadion spielt sich das Beachvolleyball-Duo Tanja Hüberli (31)/Nina Brunner (28) zu Bronze. Es ist die achte und letzte Schweizer Medaille in Paris.

Dieser Ballwechsel beschert der Schweiz die Bronzemedaille
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Zuerst Rettung, dann Lob:Dieser Ballwechsel beschert der Schweiz die Bronzemedaille

Die schöne Lederne

«Sensationell!» Annik Kälin (24) strahlt nach ihrem vierten Rang im Siebenkampf über beide Ohren. Zwar verpasst auch sie nach Moser, der Schweizer Sprint-Staffel, den Kambundji-Schwestern Mujinga (32) und Ditaji (22) sowie Weitspringer Simon Ehammer (24) die erste Schweizer Leichtathletik-Medaille seit 1988 – doch die Bündnerin weiss nach ihrem aufgestellten Schweizer Rekord von 6639 Punkten: Das war Extraklasse.

Das Happy End

Ein fieser, nicht von ihm verschuldeter Sturz im Vorlauf hätte Dominic Lobalus (25) Olympia-Traum fast platzen lassen – die Schiedsrichter lassen ihn im Nachgang dennoch im Final starten. Dort wird er Vierter, resümiert aber trotz verpasster Medaille mit einem überglücklichen «tiptop». Weil der Flüchtling aus dem Südsudan den roten Pass nicht hat, darf er nicht für die Schweiz starten, er brilliert aber für das Flüchtlingsteam.

Dominic Lobalu stürzt kurz vor dem Ziel
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Im Vorlauf über 5000 m:Dominic Lobalu stürzt kurz vor dem Ziel

Der Glücklichste

Auch er flüchtete vor dem Krieg in die Schweiz – und darf in Paris im Flüchtlingsteam ran: Musa Suliman (20) freut sich zunächst über das Leben im Olympischen Dorf, das für ihn «wie ein Fünf-Sterne-Hotel» sei. Dann erreicht der Berner Swiss-Athletics-Athlet sein grosses Ziel über 800 m: Er wird nicht letzter.

Die Dernière

Eine Medaille ist ihm an seinen letzten Spielen nicht vergönnt. Mountainbike-Legende Nino Schurter (38) verpasst einen finalen Coup, wird nur Neunter. Eine Schweizer Olympia-Legende verlässt die Bühne durch die Hintertür.

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