Welches Schweizer Rad-Ass hat 2023 den bedeutendsten Sieg geholt? Genau: Marlen Reusser (31) beim Klassiker Gent-Wevelgem – vor zwei Wochen siegte die 31-Jährige solo. Auch bei der folgenden Flandernrundfahrt zählte die Emmentalerin zu den Besten – sie wurde Siebte. Doch während das Rennen der Männer auf SRF stundenlang live übertragen wurde, mussten die Schweizer Rad-Fans danach auf Eurosport wechseln, um die Entscheidung bei den Frauen zu erleben.
Warum verzichtete das SRF auf das Finale der Frauen? War der Sendeplatz belegt? Dann hätte man das Rennen im Stream anbieten können, oder? Und warum zeigt man auch beim nächsten Klassiker, Paris–Roubaix, ebenfalls nur das Männerrennen? Blick fragt nach, bekommt aber keine schlüssigen Antworten. Vielleicht hat man die Rechte nicht, eventuell ist der Aufwand zu gross, alles ist zu teuer oder man hat eine andere Strategie.
Die SRF-Medienstelle schickt lediglich ein allgemeines Zitat von Susan Schwaller, Chefredaktorin Sport. «Wir tragen der wachsenden Bedeutung des Frauenradrennsports in der Schweiz mit einem stetigen Ausbau der Berichterstattung Rechnung», heisst es. So habe man schon 2021 und 2022 die Tour de Suisse der Frauen übertragen. Das wird auch in diesem Jahr so sein – ebenso wird die Tour de Romandie live zu sehen sein.
«Niemand interessierte sich für Marlen»
Doch was ist mit den anderen Rennen? Schwaller betont, insbesondere Schweizer Athletinnen würden von SRF mit «regelmässiger Berichterstattung im TV, Radio und auf den Onlineplattformen begleitet». Marlen Reussers Managerin, Janine Geigele (49), kann bei diesem Satz nur den Kopf schütteln.
Sie meint: «Obwohl Marlen Gent-Wevelgem gewann, interessierte sich bei SRF vor der Flandernrundfahrt niemand für sie. Es drehte sich alles um das Männerrennen. Erst auf meine Nachfrage wollte SRF auch ein Skype-Interview von Marlen haben. Ich finde es äusserst schade, wie in den Medien generell stiefmütterlich über den Frauenradsport berichtet wird.»