Der Südafrikaner Nic Dlamini (25) gehört zu den gern gesehenen Fahrer an der Tour de Suisse. «Ein unglaublich lieber Mensch. Es gibt wohl niemanden, der ihn nicht mag», sagt Kilian Frankiny (27). Der Walliser ist Teamkollege Dlaminis beim Team Qhubeka Assos und kennt dessen Geschichte.
Diese begann in den Armenvierteln, den berühmten Townships von Kapstadt. Dlamini wuchs dort mit seiner Familie auf – unter schwierigsten Bedingungen. «Wir hatten wenig Geld. Ich ging oft mit Hunger ins Bett und mit leerem Magen zum Training», erzählt Dlamini.
Trotzdem hatte Dlamini einen Traum: Er wollte Rad-Profi werden. «Dass ich es geschafft habe, macht mit stolz.»
«Für schwarze Afrikaner ist der Radsport oft sehr teuer»
Dunkelhäutige Athleten sind in Ausdauersportarten häufig Weltspitze – zum Beispiel in den Langdistanzen der Leichtathletik. Es erstaunt daher, dass sie im Radsport eine verschwindend kleine Minderheit darstellen. Warum ist das so?
Dlamini: «Für uns schwarze Afrikaner ist der Sport oft sehr teuer. Dazu gibt es kaum Plattformen, um sich zu zeigen. Früher war es noch besser. Als ich 14 Jahre alt war, fuhr ich zu Hause jede Woche ein Rennen. Jetzt gibt es noch drei oder vier pro Jahr. Das reicht nicht. Gleichzeitig schauen die Europäer auf der Suche nach Talente eher nach Südamerika, das grosse afrikanische Potenzial – auch in Ruanda oder Eritrea – wird bei weitem nicht ausgeschöpft.»
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Rassismus? «So einfach ist es nicht»
Dlamini selbst wurde entdeckt. Man gab ihm die Chance, sich zu entwickeln. Rassismus habe er dabei nie erlebt. «Es gibt ihn, das ist klar. Und es ist gut, dass die Menschen über Rassismus reden, damit er verschwindet. Wichtig ist aber auch, dass man nicht alles überinterpretiert. Wenn ich im Peloton einen Blödsinn mache und mich jemand beleidigt, kann ich nicht sagen: ‹Du bist ein Rassist!› Nein, dann habe ich einfach Mist gebaut.»