Sie leben in verschiedenen Welten, tragen sich aber gegenseitig im Herzen: Fabian und Martina Lienhard. Während der 28-Jährige als Rad-Profi durch die Schweiz braust, arbeitet seine Schwester in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung – Martina hat das Down-Syndrom (siehe Box). Doch auch sie liebt den Radsport! «Bereits als ich meine ersten Quer-Rennen bestritt und mich noch niemand kannte, stand Martina am Streckenrand», sagt ihr Bruder. «Sie ist mein grösster Fan.»
Wer die beiden zusammen erlebt, merkt sofort: Die Zuneigung ist gegenseitig. «Ich bin gerne bei Martina, wir schauen TV, spielen Memory, trinken einfach einen Kaffee oder kochen zusammen», sagt Fabian. So oft es möglich ist, fährt er darum von seiner Wohnung ins nahe gelegene Steinmaur ZH, wo er aufgewachsen ist und wo Martina lebt. «Dann vergesse ich auch rasch, wenn mal das Training nicht wie gewünscht lief. Es gibt nicht nur das Leben auf zwei Rädern», so Fabian.
«Ihre Behinderung spielte nie eine Rolle»
Auch bei der aktuellen Tour de Suisse fieberte Fabians acht Jahre ältere Schwester bereits am Strassenrand mit ihrem Bruder mit. Zu einem Sieg reichte es ihm bisher nicht – und wird es wohl auch nicht mehr, folgen doch nun die Berge. «Das ist nicht mein Terrain», sagt der Sprinter des Teams Groupama-FDJ.
Sicher ist: Martina freut sich jetzt schon auf den nächsten Besuch Fabians. «Sie gehört zu meinem Leben. Es spielte für mich nie eine Rolle, dass sie eine Behinderung hat. Das war alles normal. Viele Schweizer Fahrer kennen sie schon lange – auch Stefan Küng und Silvan Dillier. Sie grüssen Martina immer und fragen, wie es ihr geht. Als Bruder ist es schön, das zu sehen.»
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Lienhards Zukunft?
Lienhard hat noch einige Rad-Jahre vor sich. Was er danach macht? Nachwuchstrainer im Radsport oder Polizist – beides ist möglich. Oder auch etwas anderes. Lienhard: «Dank Martina lernte ich ziemlich früh, Verantwortung zu übernehmen. Ich könnte mir darum gut vorstellen, künftig in einer sozialen Einrichtung zu arbeiten.»
Oft auch Trisomie 21 genannt, ist das Down-Syndrom eine genetisch bedingte Krankheit. Betroffene besitzen drei Exemplare des Chromosoms Nummer 21 – normalerweise hat jeder Mensch nur zwei. Das überzählige genetische Material beeinflusst die körperliche und geistige Entwicklung. Wie gravierend die Auswirkungen sind, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich – ebenso die Lebenserwartung. Das Down-Syndrom tritt geschätzt bei einer von 800 Geburten auf.
Oft auch Trisomie 21 genannt, ist das Down-Syndrom eine genetisch bedingte Krankheit. Betroffene besitzen drei Exemplare des Chromosoms Nummer 21 – normalerweise hat jeder Mensch nur zwei. Das überzählige genetische Material beeinflusst die körperliche und geistige Entwicklung. Wie gravierend die Auswirkungen sind, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich – ebenso die Lebenserwartung. Das Down-Syndrom tritt geschätzt bei einer von 800 Geburten auf.