So deutlich wie Stefan Küng (26) das Zeitfahren der Schweizer Meisterschaft gewinnt, so deutlich äussert er sich danach zu einer Kontroverse. «Ich werde beim WM-Zeitfahren am Start sein. Für mich ist der Fall klar, eine Heim-WM lässt man nicht aus.» Was völlig normal tönt, ist es nicht. Denn: Sein Kampf um WM-Gold in Aigle/Martigny im kommenden Herbst stand lange auf der Kippe.
Grund dafür ist eine Terminkollision im UCI-Kalender. Die Tour de France endet am 20. September, am gleichen Tag startet die Rad-WM mit dem Zeitfahren. Für Küng, der beides fährt, eine Zwickmühle. «Es ist und bleibt ärgerlich. Ich kann nicht verstehen, warum man das Rennen nicht vom Sonntag auf den Mittwoch verschiebt.»
«Das Leiden hat sich gelohnt»
Der Radweltverband schenkte dem Anliegen bislang keine Beachtung, er bestätigte das WM-Programm zuletzt. «Aber jetzt ist nicht die Zeit, um zu klagen», so Küng. Tatsächlich hat er allen Grund zur Freude. Der Thurgauer holt zum vierten Mal in Serie Gold beim nationalen Zeitfahren. Auf den gut 30 Kilometern rund um den Flughafen Bern-Belp nimmt er dem Zweitplatzieren Silvan Dillier 54 Sekunden ab, Dritter wird Rad-Talent Stefan Bissegger (+1:07 Minuten). Küng: «Es ist mega schön, dieses Trikot zu verteidigen. Ich habe fast 40 Minuten lang gelitten, aber es hat sich gelohnt.»
Besonders glücklich ist Küng, dass er sein neue Zeitfahrmaschine – sie wurde erst tags zuvor geliefert – stets im Griff hatte. «Sie ist eine Waffe. Aber man muss auch mit ihr umgehen können.» Das gelingt bestens. «Dabei war ich nach vier Monaten Rennpause deutlich nervöser als sonst», so Küng.
Küng hofft weiter auf eine Verschiebung
Und dann kommt er nochmals auf die WM zu sprechen. Als «Capitaine de Route» ist er das Hirn seines Teams Groupama-FDJ bei der Frankreich-Rundfahrt ist. Das macht einen vorzeitigen Ausstieg besonders bitter. «Es ist immer ein Traum, nach drei Wochen am Sonntag in die Champs-Elysées einzubiegen.
Das wird diesmal nicht geschehen – auch dann nicht, wenn das WM-Zeitfahren doch noch auf Mittwoch verschoben würde. Ich muss so oder so eine Woche vorher aussteigen. Eine Erleichterung wäre die Verschiebung dennoch – dann könnte ich länger meinem Team helfen.»