Knatsch um WM-Zeitfahren eskaliert
Küng kämpft um seinen Gold-Traum!

Bei der Schweizer Zeitfahr-Meisterschaft dürfte Stefan Küng (26) heute Gold holen. Sein grosses Ziel ist aber die Heim-WM. Die Frage bleibt: Darf er überhaupt starten?
Publiziert: 12.07.2020 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2020 um 13:42 Uhr
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Leuchtet das Ziel WM-Gold doch noch am Horizont? Stefan Küng hofft, bei der Heim-WM starten zu dürfen.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Es ist eine Posse. Oder «einfach ein Witz», wie es Marcello Albasini formuliert. Der Schweizer Nati-Trainer kann wie viele nur darüber den Kopf schütteln, dass die UCI am WM-Zeitfahren in Aigle/Martigny am 20. September festhält – dann findet gleichzeitig in Paris die letzte Etappe der Tour de France statt. «Dass man dabei keine gescheite Lösung findet, ist unglaublich», so Albasini.

Tatsächlich hält der Rad-Weltverband stur am seiner Erfindung, dem Teamzeitfahren, fest. Dieses ist für den Mittwoch (23. September) geplant und interessiert niemanden. Trotzdem wurde ein Termin-Tausch mit dem Einzelzeitfahren abgelehnt – den Apellen von Fahrern, Organisatoren und Teams zum Trotz. «Man schaut für sich, anstatt das Ganze zu sehen. Das ist typisch für den Radsport. Dabei müsste man vor allem jetzt, in dieser wegen Corona schwierigen Situation, doch zusammenstehen», findet Albasini.

Für Stefan Küng (26) bedeutet dies: Er kann seinen Traum von WM-Gold in der Heimat nicht erfüllen. Ausser er steigt früher aus der Tour aus. «Für eine seriöse Vorbereitung bräuchte ich aber eine Woche», sagte er unlängst. Die Frage ist, ob das möglich ist – schliesslich ist er das «Hirn» seines Teams Groupama-FDJ, das mit dem Franzosen Thibaut Pinot (30) nichts weniger als den Tour-Sieg anstrebt. Gemäss BLICK-Informationen gibt es aber eine Absprache, dass Küng die Grande Boucle spätestens am Donnerstag oder Freitag verlassen darf. Immerhin. «Es bliebe nicht viel Zeit. Aber Stefan ist so motiviert, dass sie reichen könnte», so Albasini.

«Vielleicht auch Wunschdenken»

Küng selbst will kein Öl ins WM-Feuer giessen. Vielleicht würde man ja doch noch eine Lösung finden, sagt er. Und: Noch seien ja noch zwei Monate, in denen viel passieren könne. Dann rutscht es ihm aber doch raus: «Ich werde beim WM Zeitfahren starten.» Ob es wirklich so kommt? «Vielleicht ist es auch Wunschdenken», so der Thurgauer. Fakt ist: Er kämpft um seinen WM-Traum.

Womit wir schon beim nächsten Problem sind. Gemäss Reglement ist es nicht erlaubt, ein Rennen (zum Beispiel eine Rundfahrt) zu verlassen und während der gleichen Periode ein anderes zu bestreiten. Das wäre bei Küng mit der Tour und dem WM-Zeitfahren der Fall. «Wenn die UCI aber die Einwilligung gibt, klappt es», so Albasini. Und falls nicht? «Dann würde ich die Welt definitiv nicht mehr verstehen.»

So oder so. Küng will bei seinem Renn-Comeback in Bern zuerst einmal Schweizer Zeitfahr-Meister werden. «Ohne Wut im Bauch, sondern voller Vorfreude», wie er sagt. Es wäre sein vierter nationaler Titel in Serie. Die Form stimme, er habe an im Engadin an ihr gefeilt. Und auch eine neue Zeitfahr-Maschine hat Küng dabei – erstmals mit Scheibenbremsen. «Sie fühlt sich gut an.» Heisst übersetzt: Alles andere als ein klarer Sieg auf der Rundstrecke in Bern-Belp wäre eine Überraschung. Und auf weitere Überraschungen kann Küng in dieser Saison gut verzichten.

So geht die Rad-Saison weiter

Nach Paris-Nizza am 15. März wurde die Rad-Saison wegen der Corona-Pandemie unterbrochen. Nach viereinhalb Monaten Pause – es gab zwischendurch virtuelle und nationale Rennen – nimmt sie am 1. August mit dem Eintagesrennen Strade Bianche in Italien wieder Fahrt auf. Danach geht es Schlag auf Schlag.

Zwar verzichteten die Tour-de-Suisse-Organisatoren aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Verlegung, die drei grossen Rundfahrten stehen aber weiter auf dem Programm: Zuerst die Tour de France (29. August bis 20. August), dann der Giro (3. bis 25. Oktober) und schliesslich noch die Vuelta (20. Oktober bis 8. November). Dazu kommt noch die WM in Aigle/Martigny (20. bis 27. September) und alle grosse Frühjahres-Klassiker. Was das bedeutet? Überlappungen im Kalender und viel Stress.

Grosse Nervosität

Noch ist jedoch nicht klar, ob das Mammut-Programm der UCI auch so durchgezogen werden kann. Die Angst vor einer zweiten Corona-Welle ist da. Dazu müssen UCI und die Organisatoren müssen die nationalen Sicherheitsbestimmungen befolgen. Derweil dürfte es im Peloton noch hektischer werden als früher. Denn: Fahrer mit auslaufenden Verträgen zittern um ihren Job und brauchen Resultate. Dazu trifft die Wirtschaftskrise viele Teams und Veranstalter hart. Der Radsport steht vor der grössten Herausforderung der letzten Jahre.

Nach Paris-Nizza am 15. März wurde die Rad-Saison wegen der Corona-Pandemie unterbrochen. Nach viereinhalb Monaten Pause – es gab zwischendurch virtuelle und nationale Rennen – nimmt sie am 1. August mit dem Eintagesrennen Strade Bianche in Italien wieder Fahrt auf. Danach geht es Schlag auf Schlag.

Zwar verzichteten die Tour-de-Suisse-Organisatoren aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Verlegung, die drei grossen Rundfahrten stehen aber weiter auf dem Programm: Zuerst die Tour de France (29. August bis 20. August), dann der Giro (3. bis 25. Oktober) und schliesslich noch die Vuelta (20. Oktober bis 8. November). Dazu kommt noch die WM in Aigle/Martigny (20. bis 27. September) und alle grosse Frühjahres-Klassiker. Was das bedeutet? Überlappungen im Kalender und viel Stress.

Grosse Nervosität

Noch ist jedoch nicht klar, ob das Mammut-Programm der UCI auch so durchgezogen werden kann. Die Angst vor einer zweiten Corona-Welle ist da. Dazu müssen UCI und die Organisatoren müssen die nationalen Sicherheitsbestimmungen befolgen. Derweil dürfte es im Peloton noch hektischer werden als früher. Denn: Fahrer mit auslaufenden Verträgen zittern um ihren Job und brauchen Resultate. Dazu trifft die Wirtschaftskrise viele Teams und Veranstalter hart. Der Radsport steht vor der grössten Herausforderung der letzten Jahre.

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