Marion Rousse (29) ist eine Vorreiterin. Sie ist die erste Frau in der 107-jährigen Geschichte der Tour de France, die Rennen am TV kommentiert. Und zwar nicht irgendwie, sondern: kompetent, charmant und häufig mit exklusiven Infos. Während der Etappen ist sie als im französischen Fernsehen als Co-Kommentatorin hörbar, kurz danach tritt sie als Expertin in der Sendung «Velo Club» auf – neben Grössen wie Ex-Vuelta-Sieger Laurent Jalabert (51).
Rousse fühlt sich wohl in ihrer Rolle – auch in der Männerdomäne Tour de France. Sie macht ihren Job nicht aus ideellen Gründen, auch wenn sie sagt: «Ich werde immer für den Frauensport einstehen.» Vielmehr liebt Rousse den Radsport. Tönt einfach und ist es auch. Bereits 6-Jährige fuhr Rousse auf dem berühmten Velodrome von Roubaix ihr erstes Rennen. Ihr Vater, ein langjähriger Profi, war zuerst skeptisch. «Er dachte, es sei zu gefährlich. Doch er half mir und wurde später auch mein Trainer», so Rousse.
Studium, TV-Karriere, Hostesse
Rousse wurde immer besser, aus dem Hobby wurde mehr. Nach dem Studium wurde sie Profi und gewann 2012 die französische Meisterschaft. Zwei Jahre später, mit erst 24 Jahren, beendete sie ihre Karriere. «Am Vormittag trainierte ich, am Nachmittag ging ich arbeiten. Und das jahrelang. Ich hatte weder für das eine noch für das andere wirklich Zeit.» Rousse konzentrierte sich auf ihr zweites Standbein, die TV-Karriere. Sie arbeitete für Eurosport und war gleichzeitig Hostesse bei Rad-Siegerehrungen.
2014 heiratete Rousse den französischen Rad-Profi Tony Gallopin (32). Für die Presse waren die Beiden fortan das Sport-Traumpaar schlechthin. Als Rousse 2017 zum französischen TV wechselte, explodierte ihre Popularität. Rousse, das Schätzchen der Grande Nation! Vor eineinhalb Jahren war es schlagartig damit vorbei. Warum? Weil sie sich nach über zehn Jahren von ihrem Ehemann trennten und schon bald einen Neuen hatte. Dieser heisst Julian Alaphilippe (28) und war bis vor kurzem Leader der Tour. Rousse: «Ich liebe seine Energie, seine Bescheidenheit und Offenheit.»
Shitstorm wegen Trennung
Dem Shitstorm auf Social Media hielt die TV-Frau stand. Sie giesst kein Öl ins Feuer, verweigert aber auch keine Fragen zu Alaphilippe. «Dass ich seine Freundin bin, macht mein Job einfacher, aber gleichzeitig auch etwas kompliziert. Ich versuche einfach, so professionell wie möglich zu sein», so Rousse. Und was sagt ihr Liebster? Alaphilippe, der sich selbst als «hyperaktiv» beschreibt, meint: «Marion ist wirklich bezaubernd, sie unterstützt und ermutigt mich.»
Übrigens: Rousse und Alaphilippe werden in den nächsten gut zwei Wochen oft zu sehen sein. In den ersten fünf Etappen schauten 24,5 Millionen Franzosen das Rennen im TV – im Vergleich zu 2019 ist das eine Zunahme von 50 Prozent. Und ein Rekord.