Ein Corona-Fall nach dem anderen, mieses Wetter, Stürze, schneebedeckte Pässe und kein Radgenosse, der vorne mitfährt: Der Giro macht es den Schweizer Radfans derzeit nicht einfach. Und dennoch freut sich das Wallis auf ein ganz besonderes Radfest. Am Freitag zweigt die Italienrundfahrt ins Ausland ab und besucht die Schweiz. Nicht mit einer Allerweltsetappe, sondern mit dem härtesten Teilstück der ersten 13 Giro-Tage. Es geht über den Grossen St. Bernhard (wenn auch nur durch den Tunnel) und über den Croix de Coeur, ehe der Schlussanstieg nach Crans-Montana ansteht.
«Das wird ein ganz besonderes Spektakel», sagt OK-Chef Steve Morabito. Der ehemalige Radprofi lässt sich die Laune jedenfalls nicht verderben, im Gegenteil: «Ich bekomme viele Nachrichten und Anfragen von Leuten, die sich enorm auf den Giro freuen.» Am Samstag startet der Giro dann in Siders VS, ehe das Fahrerfeld über den Simplonpass zurück nach Italien fährt.
Steuerzahler zur Kasse gebeten
Das Budget der zwei Giro-Tage beträgt etwas über eine Million Franken. Der grösste Betrag davon geht an die italienische Rennorganisation, die dafür ihre Infrastruktur mitbringt. Um den Zielbereich und alle Absperrungen muss man sich also in der Schweiz nicht kümmern. Dafür geht ein weiterer grosser Batzen ins Sicherheitsdispositiv. «Wir werden 1400 Leute haben, die für die Sicherheit auf der Strecke sorgen. Zum Glück müssen wir die Strassen nicht wie bei der Tour de France den ganzen Tag sperren, sondern schliessen sie erst einige Stunden vor der Durchfahrt der Profis», so Morabito.
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Der Rest des Geldes fliesst unter anderem in die Bereiche Kommunikation und Animation. «Ohne die Beiträge von Kanton und Gemeinden wäre es nicht möglich, so etwas zu organisieren.» Auch einige private Partner helfen, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.
«Riesige Wertschöpfung»
Der Steuerzahler wird beim Schweizer Giro-Event also zur Kasse gebeten. Morabito ist überzeugt, dass sich genau dies lohnt. «Die Wertschöpfung, die wir haben, ist riesig. Die Hotels und Restaurants sind voll, dazu lernen viele Radfans aus anderen Ländern unsere tolle Landschaft kennen. Das hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck – viele werden hier später Ferien machen», ist Morabito überzeugt. Dazu kommen die TV-Bilder, die gemäss der Giro-Organisation allein in Italien täglich 1,49 Millionen Zuschauer erreichen.
Auf die Frage, worauf er persönlich bei der Etappe mit Ankunft in Crans-Montana hofft, sagt der Schweizer Meister von 2018: «Auf gutes Wetter und ein Rennen ohne Stürze. Aber wenn ich sogar den Sieger nennen dürfte, dann wäre es Thibaut Pinot.» Der Hintergrund: Morabito fuhr bis zu seinem Rücktritt vor vier Jahren mit dem Franzosen in einem Team. «Er beendet ja Ende Jahr seine Karriere ebenfalls. Es wäre wunderbar, wenn er nun einen solchen Sieg feiern könnte.»