Nach einigen Minuten wird Michael Schärs Stimme zittrig. «Ich habe nicht viel gewonnen, aber immer meine Teamkollegen verteidigt und alles gegeben. Nun aber tritt meine Familie in den Vordergrund», sagt der Luzerner. Nach 18 Jahren im Profi-Radsport hängt Schär das Velo nach dieser Saison an den Nagel.
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Im Paraplegiker-Zentrum Nottwil, nur unweit seines Hauses, macht er die Nachricht publik. In Nottwil endet am 12. Juni die zweite Etappe der Tour de Suisse. «Dass ich in meinem letzten Jahr erstmals zu Hause eine solche Etappe erleben werde, macht die Sache rund.»
Oskar und Max veränderten viel
Schär gewann in seiner Karriere zwei Rennen. 2013 wurde er Schweizer Meister, ein Jahr später siegte er bei der die 2. Etappe der Utah-Rundfahrt. «Zu Beginn wollte ich schon Leader sein und grosse Rennen gewinnen. Aber ich habe irgendwann gemerkt, dass mein Motor dafür nicht reicht.» Tatsächlich erfüllte die Rolle als Helfer Schär voll und ganz – er brauchte keine Siege, um glücklich zu sein.
Vor zwei Jahren wurde Schär erstmals Vater, Ehefrau Vera brachte Söhnchen Oskar zur Welt. Vor acht Monaten folgte Max. «Dadurch hat sich einiges verändert. 200 Tage im Jahr im Ausland sein – nein, das will ich nicht mehr», so der AG2R-Profi.
Körperlich fühlt sich Schär besser als vor zehn Jahren. Es gibt, neben der Familie, noch andere Gründe für den Rücktritt. «Manchmal habe ich Angst davor, zu stürzen. Und ganz ehrlich: Ich habe langsam alles gesehen im Radsport.»
Gespräche mit Tudor laufen
Als grösster Erfolg bezeichnet Schär der Gesamtsieg seines BMC-Teamkollegen und Freundes Cadel Evans (46, Aus) bei der Tour de France 2011. Jene Zeit unter Patron Andy Rihs (1942–2018) sei wunderbar gewesen. Was er ganz sicher nicht vermissen wird: «Wenn man nach einem Sturz vom Arzt eine Bürste gereicht bekommt, mit der man die verschmutzte Wunde säubern muss.»
Schärs Zukunft ist offen. Fakt ist: Er wird dem Radsport erhalten bleiben. Derzeit laufen unter anderem Gespräche mit dem neuen Schweizer Team Tudor. «Es würde mich freuen, wenn ich mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben könnte.»