Es ist wie ein Bild, das man aus der Werbung kennt: Ein Mann steht am Grill, gut gelaunt wendet er das brutzelnde Fleisch und bestätigt das Klischee des Mannes als Jäger, Fleischesser und Grillmeister. Im Fall von Silvan Dillier (32) ist das eine reichlich übertriebene Interpretation.
Auch er geniesst an diesem Tag vor der Tour de France beim Zimberihof in Baldingen AG das Bräteln, auch er macht Sprüche, lacht und beisst schon bald in einen saftigen Angus-Burger. Bloss: Der Rad-Profi des Teams Alpecin-Deceuninck, der derzeit die Frankreich-Rundfahrt bestreitet, ist alles andere als ein fleischfressender Macho! «Meine Ehefrau Cornelia und ich essen selten Fleisch. Wenn wir es tun, so wie heute, ist uns die Qualität des Produkts wichtig. Wir wollen, dass die Tiere ein gutes, artgerechtes Leben hinter sich haben.»
Tierwohl und Nachhaltigkeit ist den Dilliers wichtig – das merkt man rasch. Sie möchten diese Werte ihren Söhnen Ilja (3) und Finn (16 Monate) weitergeben. «Auch der Umweltschutz ist uns ein grosses Anliegen. Wenn wir beim Spazieren ein Papier am Boden sehen, heben wir es auf und werfen es später in den Papierkorb. Das sind kleine Dinge, die für uns aber wichtig sind.»
Ausfahrten für die Gesundheit
Zurück auf den Zimberihof. Dilliers Freund Dominik Binder führt den Betrieb in fünfter Generation. Man setzt auf Qualität: Die Rinder sind täglich auf der Weide, ebenso die Weideschweine. Dazu gibt es viele Apfel- und Zwetschgenbäume, auch Ackerbau wird auf den zweieinhalb Hektaren betrieben.
Mehr zum Radsport
Und der Bauernhof ist das Ziel des Movember Ride am 28. Oktober – Dillier sammelt beim Charity-Event Geld für die Stiftung, die Männerkrankheiten erforscht. «Ich will möglichst viele Leute für das Thema Gesundheit und Umwelt sensibilisieren. Darum gibt es in diesem Jahr auch die vierte Ausgabe der Dillier Classic – auch sie ist eine Rad-Ausfahrt für jedermann.»
Dillier reist mit dem Zug
Dillier ist sich bewusst, dass er als Velo-Profi alles andere als einen besonders ökologischen Fussabdruck hat. «Beruflich gesehen bin ich ein Umweltsünder. Umso mehr versuche ich, so oft wie möglich mit dem Zug zu reisen. Und ich will die Leute mit Events für unsere Anliegen zu inspirieren.»
Genau darum nennt Dillier als grössten Erfolg der letzten Jahre nicht eine Platzierung bei einem Radrennen. Er erzählt: «Einer unserer Freunde rauchte früher ein Päckchen Zigaretten pro Tag. Irgendwann konnten wir ihn dazu motivieren, Velo zu fahren. Heute ist er Nichtraucher und völlig angefressen vom Sport. Das macht mir mega Freude.»