Schurter enttäuscht
Flückiger fährt zu Schlamm-Silber

An der Mountainbike-WM im österreichischen Leogang kommt es wie erwartet zu einer Schlammschlacht. Die Fahrer und ihr Material kommen an ihre Grenzen, einige grosse Namen müssen das Rennen vorzeitig aufgeben. Nur bei den Frauen setzt sich die grosse Favoritin durch.
Publiziert: 10.10.2020 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2020 um 16:15 Uhr
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Silber! Nur Jordan Sarrou ist schneller als der Schweizer.
Samuel Stähli

Für die Mountainbiker steht an diesem Samstagnachmittag der Saison-Höhepunkt auf dem Programm. Nach dem Cross-Country-Doppel-World-Cup von Nove Mesto vergangene Woche, geht an diesem Wochenende im österreichischen Leogang das WM-Rennen über die Bühne. Leider auch hier ohne jegliche Zuschauer vor Ort.

Wie im Vorfeld erwartet verkommen die Rennen der Frauen und Männer zu einer richtigen Schlammschlacht. Denn es hat in den letzten Tagen immer wieder stark geregnet. Die Strecke im österreichischen Leogang verlangt den Fahrerinnen und Fahrern und ihrem Material alles ab. An den Pneus sammelte sich teilweise so viel Schlamm an, dass die Räder kaum noch drehen konnten. Keine guten Voraussetzungen um Runde für Runde die vielen Höhenmeter zu bewältigen. Die Athleten spritzten mit ihren Getränke-Bidons immer wieder Wasser auf die Ketten, um diese Sauber zu halten.

Das Rennen der Männer

Nach den Frauen nehmen die Männer genau die gleiche Strecke unter die Räder. Jedoch gilt es für sie eine Runde mehr zu absolvieren, insgesamt sechs. Und auch für die Männer sind die Verhältnisse schwierig und einige Passagen nicht fahrbar.

Wie bei den Frauen, triumphiert auch bei den Männern ein Franzose. Es ist allerdings nicht der favorisierte Victor Koretzky (26), sondern Jordan Sarrou (27). Sarrou setzt sich bereits früh im Rennen von den anderen Fahrern ab und fährt überlegen zum Weltmeister-Titel. Weltcup-Rennen konnte er bisher noch keines gewinnen.

Nicht der Tag von Schurter

Nass und kalt, dass sind nicht unbedingt die Verhältnisse die der Schweizer Nino Schurter (34) mag. Erschwerend dazu kommt, dass der Start für den amtierenden Weltmeister alles andere als optimal verläuft. Der Bündner gerät nach wenigen hundert Metern in ein Gerangel und muss kurz aus den Pedalen. Dadurch fällt der Mitfavorit auf den Titel in der so wichtigen Startphase einige Plätze zurück. Nach Rennhälfte hat der Bündner bereits zwei Minuten Rückstand auf den führenden Franzosen Jordan Sarrou. Es ist nicht das Rennen des 32-Jährigen, er leidet und fährt am Ende auf den 9. Platz.

Flückiger erneut Vize-Weltmeister

Besser läuft es dem anderen Schweizer Mathias Flückiger (32). Zuletzt kämpfte der amtierende Vize-Weltmeister zwar noch mit Magen-Darm-Problemen, macht jedoch in diesem Rennen einen spritzigen Eindruck. Im ersten Renndrittel fährt er auf Rang drei liegend. Es gelingt ihm, den Brasilianer Henrique Avancini (31), hinter sich zu halten. Gegen Rennende zapft er noch einmal die letzten Energie-Reserven an und fährt hervorragend zum Vizemeister-Titel.

Der Tessiner Felipe Colombo zeigt bei seinem ersten WM-Rennen in der Elite eine sehr ansprechende Leistung und fährt als Siebter über die Ziellinie.

Milan Vader aus Holland, der sich im Start-Loop ein wenig von der Konkurrenz absetzt, kann dieses Tempo nicht ganz durchziehen und stürzt in der dritten Runde mehrfach. Daraufhin scheint der Rhythmus gebrochen und er muss sich zurückfallen lassen.

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Pauline Ferrand-Prévot fährt während dem ganzen Rennen überlegen alleine an der Spitze.
Foto: keystone-sda.ch

Das Rennen der Frauen – Die Schweizerinnen

Es sind Verhältnisse die einigen Schweizer Fahrerinnen eigentlich entgegen kommen sollten. Die Rede ist von Sina Frei (23) und Jolanda Neff (27), die in Vergangenheit immer wieder erfolgreich bei Radquer-Rennen teilgenommen haben. Frei, die letztes Jahr noch Welt- und Europameisterin in der U23 wurde, fährt nun ihre erste WM bei der Elite. Die 23-jährige Zürcherin fährt ein starkes Rennen und duelliert sich über mehrere Runden mit Eva Lechner um Platz drei. Leider muss sie in der fünften und letzten Runde abreissen lassen, wird aber am Ende starke Vierte.

Die Ostschweizerin Neff, die vor Wochenfrist noch kränkelte, ist auch an diesem Wochenende noch nicht 100% bei Kräften. Doch sie fährt ein ansprechendes Rennen und verbessert sich mit einer starken zweiten Rennhälfte noch unter die besten Sechs. Mit Alessandra Keller (24) fährt noch eine dritte Schweizerin in die Top 10.

Erfolgreiche Titelverteidigung

Der amtierenden Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot (28) gelingt die erfolgreiche Titelverteidigung. Die Französin und Lebenspartnerin von Mountainbike-Legende Julien Absalon fährt schon in der ersten Runde einen grossen Vorsprung heraus und fährt danach ein einsames Rennen an der Spitze, obwohl auch sie bei einigen Passagen vom Bike steigen muss. Sie gewinnt das Rennen überlegen mit drei Minuten Vorsprung und darf sich erneut ins Regenbogen-Trikot einkleiden lassen. Zum dritten Mal insgesamt.

Im Kampf um Platz zwei kommt es zu einem Schlusssprint. Dort setzt sich die Italienerin Eva Lechner ganz knapp gegen Rebecca McConnell durch.

Einige grosse Namen müssen das Rennen mit Defekten oder verletzt aufgeben. Die Amerikanerin Kate Courtney (24), die Weltmeisterin von 2018 fällt bei einem Sturz auf den Kopf und kann danach nicht mehr weiterfahren. Auch die schwedische Olympiasiegerin Jenny Rissveds (26) sieht das Ziel nicht.

Rücktritt vor dem Rennen

Ganz nebenbei geht die Karriere einer ganz Grossen des Sports zu Ende – ihr Palmares im letzten Jahrzehnt: Fünf Weltmeistertitel, fünf Siege beim Cape Epic und viele weitere Erfolge im Weltcup. Die Rede ist von der Dänin Annika Langvad (36), welche an einem Magen-Darm-Infekt leidet und deshalb nicht beim WM-Rennen teilnehmen konnte. Am Freitagvormittag verkündete die 36-Jährige ihren Rücktritt vom Profi-Sport per sofort.

Bereits in einer Woche folgt die Europameisterschaft, welche in der Schweiz im Tessin stattfinden wird.


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