So sorgte sich Schurter während Corona um seine kranke Frau
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Nina leidet an MS:So sorgte sich Schurter während Corona um seine kranke Frau

Jugendliebe Nina leidet seit 12 Jahren an Multipler Sklerose
Nino Schurter – so kämpft er für seine kranke Frau

Seit 12 Jahren leidet Nino Schurters Frau Nina schon an Multipler Sklerose. Seine Siege fährt er darum auch für seine Jugendliebe ein.
Publiziert: 27.04.2020 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2020 um 14:11 Uhr
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Nino Schurter mit seiner Frau und Jugendliebe Nina und der gemeinsamen Tochter Lisa nach der Ehrung zum Sportler des Jahrs 2018. Die Familie geht in der Corona-Krise kein Risiko ein, weil Nina an einer Vor-Erkrankung leidet.
Foto: Christian Merz
Stefan Meier

Es ist ein winzig kleines Stück Normalität. Nino Schurter (33) konnte vergangene Woche endlich wieder einmal das Renngefühl erleben. Beim virtuellen Rennen «Digital Swiss 5» trat er gegen Strassenprofis an und schlug sich wacker.

«Es hat Spass gemacht und war eine willkommene Abwechslung», so der Mountainbike-Superstar. «Aber ich vermisse den Dreck und die echten Rennen schon sehr. Ich hatte das Gefühl, super vorbereitet gewesen zu sein. Alles hätte gepasst – und jetzt weiss ich nicht, wie es weitergeht. Ich vermisse die Action, die man als Athlet braucht.»

Viel Zeit mit der Familie

Doch der Olympiasieger bleibt auch in der Coronakrise wie in allen Lebenslagen ein Optimist – und nimmt das Positive mit. Endlich kann er mehr Zeit mit seinen Liebsten verbringen. Mit Tochter Lisa (4) und mit Jugendliebe Nina (33). «Ich geniesse die Zeit mit ihnen. So lange am Stück war ich noch nie daheim», sagt Schurter.

Als Familie geniessen wir den Frühling in vollen Zügen. «Immer mal wieder steigen wir zusammen aufs Tandem mit Lisa mit Schlepptau. Machen Ausflüge in den nahen Wald», verrät Nino. Spielgruppe und Kindertagesstätte sind für die Kleine gestrichen. Kontakt zu anderen Kindern minimieren sie auf ein Minimum.

Virus für Frau Nina ein Risiko

Die Familie Schurter will nämlich das Risiko einer Ansteckung möglichst gering halten. Zu gefährlich könnte das Virus für Mama Nina sein. Der Grund: Ninos Ehefrau leidet an Multipler Sklerose, wie das Paar Anfang April in der «Schweizer Illustrierte» enthüllte.

«Wir sind einfach zusätzlich vorsichtig. Wenn sie krank wird, reagiert sie viel stärker auf alles, es geht ihr gleich viel schlechter. Wie gross das Risiko genau wäre, wissen wir nicht», sagt Schurter zu BLICK. «Aber wir wollen es nicht drauf ankommen lassen.»

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Sie wird zumeist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt. MS gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Weltweit sind rund 2,5 Millionen Menschen an MS erkrankt. In Nordeuropa liegt die Erkrankungshäufigkeit bei 100 Patienten pro 100000 Einwohner. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. MS ist derzeit nicht heilbar. Die Krankheit verläuft aber nicht tödlich und ist nicht ansteckend.

Experten gehen davon aus, dass es sich bei Multipler Sklerose um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen Nervenfasern richtet. Als Symptome kann es zu Lähmungen kommen oder zu Kräfteverlust bei erhöhter Muskelanspannung. Auch zu Störungen der Bewegungskoordination, Augenzittern, Zittern bei einer zielgerichteten Bewegung und zu abgehackter Sprache. Auch Entzündungen des Sehnervs oder Depressive Störungen kommen unter weiterem vor.


Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Sie wird zumeist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt. MS gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Weltweit sind rund 2,5 Millionen Menschen an MS erkrankt. In Nordeuropa liegt die Erkrankungshäufigkeit bei 100 Patienten pro 100000 Einwohner. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. MS ist derzeit nicht heilbar. Die Krankheit verläuft aber nicht tödlich und ist nicht ansteckend.

Experten gehen davon aus, dass es sich bei Multipler Sklerose um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen Nervenfasern richtet. Als Symptome kann es zu Lähmungen kommen oder zu Kräfteverlust bei erhöhter Muskelanspannung. Auch zu Störungen der Bewegungskoordination, Augenzittern, Zittern bei einer zielgerichteten Bewegung und zu abgehackter Sprache. Auch Entzündungen des Sehnervs oder Depressive Störungen kommen unter weiterem vor.


Als Nino vor knapp zwei Monaten aus dem Trainingslager in Südafrika heimkehrte, ging er darum zunächst in eine fünftägige Isolation. Die Familie geht kaum einkaufen. Hilfskräfte, die Unterstützung durch die Grosseltern, Spielkameraden – alles gestrichen. Auch das Au-Pair-Mädchen aus Südafrika das Anfang April hätte anfangen sollen, kann vorerst nicht kommen

Dabei wäre Hilfe sehr willkommen. Die Autoimmunerkrankung ist fortgeschritten bei der 33-Jährigen. «Wir machen das Beste daraus. Es bleibt uns nichts anderes übrig», sagt Nino. «Gut ist es aber nicht, wie es momentan ist. Sie ist eingeschränkt.»

Schock-Diagnose schon vor 12 Jahren

Während er im Weltcup unterwegs ist, kommt die Hilfe auch von den Eltern. Nun kommt sie vor allem von Nino. Sei es im Haushalt oder aber durch die Aktivitäten mit Lisa. «Aber für sie ist es auch nicht einfach. Andere Mütter können mehr machen mit der Tochter. Das merkt sie auch, aber sie geht extrem gut damit um. Ich bin deshalb sehr stolz auf sie.»

Die Familie Schurter hat über die Jahre gelernt, mit der Krankheit umzugehen. Schon 2008 erhält Nina die Schock-Diagnose. «Mit der medikamentösen Behandlung hatten wir die Krankheit die folgenden Jahre recht gut im Griff», sagt Nina in der «Schweizer Illustrierten». Auch den Kinderwunsch können sich Nino und Nina erfüllen, als 2015 Lisa zur Welt kommt.

Doch danach muss Nina die Medikamente absetzen, weil das Risiko einer Hirnhautentzündung zu gross wird. Die Krankheit wird in der Folge schlimmer. Der linke Arm und das linke Bein versagen ihren Dienst teilweise. Sie leidet an Sehstörungen und auch das Sprechen bereitet ihr Mühe.

Neuer Mut dank Stammzellentherapie

2018 schöpft die Familie neuen Mut. Nina kann an einer medizinischen Studie teilnehmen und unterzieht sich einer neuartigen Stammzellentherapie. Die ist ein Erfolg, das Fortschreiten der Krankheit wird gebremst. Nino zu BLICK: «Es gibt Hoffnung, dass sich einige Sachen wieder verbessern.»

Den Mut verlieren Nino, Nina und Lisa nicht. «Ich probiere immer, ein Optimist zu sein. Und auch Nina ist ein sehr positiver, lebensfreudiger Mensch», sagt Nino.

Stammzellentherapie

Bei der Stammzellentherapie, die bei Nina Schurter angewandt wurde, handelt es sich um eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation. Dabei werden den Patienten Blutstammzellen entnommen und eingefroren. Die körpereigenen Immunzellen werden dann mittels hoch dosierter Chemotherapie abgetötet, ehe die eigenen Blutstammzellen wieder zugeführt werden. Somit setzt der Körper das Immunsystem quasi neu auf.

Bei der Stammzellentherapie, die bei Nina Schurter angewandt wurde, handelt es sich um eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation. Dabei werden den Patienten Blutstammzellen entnommen und eingefroren. Die körpereigenen Immunzellen werden dann mittels hoch dosierter Chemotherapie abgetötet, ehe die eigenen Blutstammzellen wieder zugeführt werden. Somit setzt der Körper das Immunsystem quasi neu auf.

Karriere erscheint in neuem Licht

Dessen Karriere erscheint in einem ganz neuen Licht. Wenn andere Sportler daheim die Füsse hochlegen, steht er am Herd, packt im Haushalt mit an und kümmert sich um Nina und Lisa.

Trotzdem wird er Olympiasieger und achtfacher Weltmeister. Oder gerade deswegen? «Ich denke, dass ich auch gerade deswegen im Sport immer so erfolgreich sein wollte», sagt Nino. «Ich wollte stets schauen, dass es dort gut läuft. Damit ich von meinem Beruf viel positive Energie in die Familie bringen konnte.»

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