Mountainbike-Ass Alessandra Keller im «Entweder-oder-Quiz»
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«Schlamm kommt mir entgegen»:Mountainbike-Ass Alessandra Keller im «Entweder-oder-Quiz»

Fabel-Jahr für die Nidwaldnerin
Alessandra Keller ist Nummer 1 der Mountainbike-Welt

2022 hat Alessandra Keller (26) gross abgeräumt: Gesamtweltcup Cross Country und Short Track, Vize-Weltmeisterin und die neue Nummer 1 der Welt. Die Nidwaldnerin spricht über ihr imposantes Jahr und wie der Doping-Schock von Flückiger sie getroffen hat.
Publiziert: 27.10.2022 um 08:53 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 09:04 Uhr
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2022 hat Alessandra Keller gross abgeräumt.
Foto: Sven Thomann
Sven Micossé (Text), Sven Thomann (Fotos)

Wenn man Alessandra Keller sprechen hört, fällt als Erstes auf, dass sie nicht einen breiten Nidwaldner Dialekt wie zum Beispiel Marco Odermatt hat. Zu Hause wurde nämlich lange Züritüütsch gesprochen, beide Eltern stammen aus dem Kanton Zürich. «Mein Vater ist Tunnelbauingenieur, und wir sind immer seinen Projekten nachgereist. Dann musste er in Uri arbeiten, und sie haben sich darauf geeinigt, in Nidwalden zu wohnen.»

Blick trifft die 26-Jährige beim Flugplatz Ennetbürgen. Ähnlich wie die Flieger auf der Startbahn ist Keller 2022 im Mountainbike in neue Höhen aufgestiegen: Siegerin des Gesamtweltcups im Cross Country und Short Track, Vize-Weltmeisterin und die neue Nummer 1 der Welt.

Auf dem Weg zur Mountainbike-Grösse probierte sich Keller im Kindesalter eifrig in verschiedenen Sportarten aus. Leichtathletik, Biathlon, Langlauf, Schiessen, Schwimmen, Eishockey – die Liste ist lang, denn sie sei schon immer ein Bewegungsmensch gewesen. «Als ich Eishockey gespielt habe, schickten mich meine Eltern zum Biken, weil ich immer noch so viel Energie hatte. Danach hat es mich gepackt.»

Durchbruch war das Ziel

Nachdem sie auf Juniorenstufe früh Erfolge feiern konnte (U19- und U23-Weltmeisterin), kam der Bruch. Zwei schwere Verletzungen sowie Corona kosteten sie drei Jahre. Deshalb gab es für die Nidwaldnerin 2022 nur ein Ziel: «Ich wollte wieder den Durchbruch schaffen.» Eine Vorgabe, die sie übertroffen hat. «Es ist eine riesige Belohnung und eine Genugtuung für die Arbeit und die vorherigen drei Jahre. Die Zeit war resultatsmässig verloren, aber um diese Saison so durchzustarten, war es etwas Wertvolles.»

Besonders speziell waren die Entscheidungswochen, in denen innerhalb von drei Wochen EM, WM und der Weltcup-Final stattfanden. Doch vor der ersten Medaillenvergabe in München stellte der Doping-Schock ihres Teamkollegen Matthias Flückiger (34) alles in den Schatten.

«Alle in eine Leere versetzt»

Keller: «Das war ein grosser Schock und hatte mich auch menschlich sehr getroffen. Das eine war der Fall mit Mathias. Das andere ist die Geschichte des Teams dahinter, das extrem für uns arbeitet und so nah ist wie eine Familie. Es hat alle in eine Leere versetzt.»

Dennoch musste sie um eine EM-Medaille fahren, Keller hatte bei der Entscheidung jedoch wenig mitzureden. Sie landete auf Platz 6. «Mein Fazit der EM ist, dass man Leistung bringen kann, aber wenn der Kopf nicht richtig frei ist, dann bekommt man keine Topleistung hin.»

WM-Silber trotz Sturz

Innerhalb einer Woche musste Keller den Schalter umlegen, bevor es in Les Gets (Fr) weiterging. «Ich konnte mich nicht von dem so beeinflussen lassen.» Im Short-Track-Rennen fährt sie gross auf. Trotz Sturz schnappte sie sich WM-Silber. «Meine Medaille bei der WM hat allen sehr viel bedeutet und dem Team wieder Perspektive gegeben, dass es weitergeht.»

Dass es schlussendlich auch in Val di Sole (It) gleich zweimal aufgeht, habe sie nicht erwartet. «Die Saison war genial und unglaublich», resümiert Keller. Darauf ausruhen möchte sie sich aber nicht. «Das eine ist, die Nummer 1 zu werden, das andere ist es, sie zu bleiben.»

Zuerst gehts aber in die verdienten Ferien, dafür abheben wird sie aber nicht. «Wir machen Wellness-Ferien in der Schweiz, weil man während der Saison schon so viel unterwegs ist.» Mit ihrem Partner Nicolas wird sie eine kleine Tour de Suisse unternehmen – für einmal ohne Velo.

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