Eine Sportart in der Krise
Radquer bald olympisch? Schweiz ist nicht dafür bereit

Erwacht der Radquer-Sport in der Schweiz aus seinem Dornröschenschlaf? 2030 könnte der Sport olympisch sein – bei Winterspielen, versteht sich.
Publiziert: 02.11.2024 um 09:07 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2024 um 10:41 Uhr
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Kevin Kuhn ist eines der Schweizer Radquer-Asse. Er verzichtet wie andere auch auf die EM in Spanien. Warum?
Foto: freshfocus

Auf einen Blick

  • Schweizer Radquersport verliert an Bedeutung, kaum Interesse an EM
  • Radquer-Budget wurde nach Heim-WM 2020 drastisch gekürzt
  • Albert Zweifel war sechsmal Weltmeister zwischen 1975 und 1986
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Die Schweiz, eine Radquer-Nation! Das war einmal. Nicht vor kurzem, sondern vor langer Zeit. Albert Zweifel (75), zwischen 1975 und 1986 sechsmal Weltmeister, lässt grüssen. Verändertes Freizeitverhalten, der Mountainbike-Boom und das abnehmende mediale Interesse führte dazu, dass die Schlamm- und Feld-Rennen mehr und mehr aus helvetischen Gefilden verschwanden. 

Man fragt sich: Wird der Quersport (auch Cyclocross genannt) in der Schweiz jemals wieder an Bedeutung gewinnen? Kurzfristig nicht. Das macht ein Blick auf das Schweizer Aufgebot für die EM in Pontevedra (Sp), die von Freitag bis Sonntag steigt, deutlich.

Kaum einer interessiert sich für die Titelspiele. Mit Timon Rüegg, Kevin Kuhn und Loris Rouiller verzichten die besten Schweizer. Und bei den Frauen liest sich das Swiss-Cycling-Aufgebot wie ein schlechter Witz. In der Kategorie Elite? Niemand dabei. In der U23? Ebenfalls keine. In der U19? Mit der Luzernerin Anja Grossmann (16) wenigstens ein Talent.

Nun muss man zugeben: Der EM-Termin Anfang November ist auch für internationale Grössen wie Wout Van Aert (Be), Mathieu Van der Poel (Ho) und Tom Pidcock (Gb) miserabel. Sie sind allesamt hervorragende Strassenfahrer, müde von der langen Saison und verzichten.

Ein Gerücht? Zu «99,9 Prozent» sicher

Trotzdem erstaunt das schwache Schweizer Aufgebot. Patrick Müller, Head of Sports bei Swiss Cycling, meint: «Weil Radquer grösstenteils mit den gleichen Talenten wie die olympischen Ausdauersportarten alimentiert wird, werden der Strassenradsport und Mountainbike in den meisten Fällen priorisiert.» Fakt ist aber auch: Der Verband hat seit der Heim-WM 2020 in Dübendorf ZH das Radquer-Budget massiv gekürzt. 

Immerhin: 2030 könnte die Disziplin ins Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen werden. «Das wäre eine grosse Freude, aber es ist bislang ein Gerücht», so Müller.

Tatsächlich sagte UCI-Präsident David Lappartient, der auch IOC-Boss werden möchte, gegenüber Sporza: «2025 soll es erst offiziell bekannt gegeben werden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, liegt bei 99,99 Prozent.»

Vielleicht erwacht der Schweizer Radquersport dann aus seinem Dornröschenschlaf.

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