Nach dieser Saison hängt Michael Schär (36) sein Rad an den Nagel. Und nun das: Er muss bei seiner letzten Tour de Suisse wie ein Ochse schuften. «Wunderbar, einfach geil», findet der Luzerner. Der Hintergrund: Sein Teamkollege Felix Gall (25, Ö) gewinnt in Leukerbad VS und ist neuer Tour-Leader.
«Das ist wie ein Homerun im Football oder Hole in One im Golf, einfach das Grösste», so Schär. Galls Triumph bedeutet aber auch, dass Schär bei der Königsetappe am Donnerstag hart arbeiten muss. «Das gefällt mir viel besser, als wenn es um nichts gehen würde.»
Gall in der Form seines Lebens
Gall setzt sich 20 Kilometer vor dem Ziel ab. Zuerst ist er in einer Gruppe, dann alleine. Der ehemalige Taekwondo-Kämpfer («Ich habe es in der Jugend eineinhalb Jahre gemacht») lässt auch den zuvor ausgerissenen Gino Mäder (26) stehen. «Ich bin in der Form meines Lebens», sagt der Junioren-Weltmeister von 2015.
Es ist sein erster Sieg bei den Profis. Zimmerkollege Schär schwärmt: «Felix ist tiefenentspannt. Ich stehe morgens oft um 6 Uhr auf, weil ich es wegen der Kinder daheim gewohnt bin. Dann gehe ich frühstücken. Und wenn ich zurück ins Zimmer komme, ist Felix immer noch am Schlafen. Manchmal bis 10 Uhr.»
Schweizer hinten – Evenepoel bleibt Favorit
Die Schweizer kassieren im Wallis eine böse Schlappe. Mäder wird durchgereicht, Marc Hirschi (Rang 24) ist noch der Beste – er verliert mehr als vier Minuten.
Bleibt die Frage: Kann Gall die Tour gewinnen? Dafür müsste er auf der Dreipässe-Fahrt nach La Punt GR nochmals zuschlagen. Belgiens Topstar Remco Evenepoel (23) bleibt der Favorit – er hat nur 16 Sekunden Rückstand und könnte Gall im abschliessenden Zeitfahren locker zwei Minuten abnehmen.