Fabian Cancellara (40) muss mindestens noch ein Jahr warten. Der Sieger von 2009 wird weiterhin der letzte Schweizer Gesamtsieger der Tour de Suisse bleiben. Eine Überraschung ist das nicht. Dass nach fünf Etappen mit Matteo Badilatti (28) der beste Radgenosse auf Rang 28 liegt, ist trotzdem enttäuschend.
Dabei durfte man sich vor der Tour leise Hoffnungen auf eine Schweizer Top-Klassierung im Gesamtklassement machen. Aber: Weder Shootingstar Marc Hirschi (22) noch das grösste Schweizer Rundfahrten-Talent Gino Mäder (24) stechen. Auch in der ersten Bergetappe hinauf nach Leukerbad bleiben sie chancenlos, Mäder verliert 9:37 Minuten und Hirschi 14:38.
Mäders Frust ist grenzenlos
Während Hirschi das Ganze eher gelassen nimmt, ist der Frust bei Mäder riesig. «Ich wollte ein Wörtchen im Gesamtklassement mitreden, doch das ist vorbei. Ich hatte einfach keine Power», sagte er schon nach der dritten Etappe in Pfaffnau. Schon damals verlor er zu viel Zeit. Auf die Frage, wie gross der Frust in einer Skala von 1 bis 10 sei, antwortete Mäder: «Die Skala ist nicht genügend hoch.»
Der Zürcher hoffte nach seinem tollen Solo-Sieg beim Giro vor einem Monat, in seiner Entwicklung weiter zu sein. Dass er die Rundfahrt nach einem Sturz aufgab, sei keine Ausrede. «Im Gegenteil, ich konnte mich dadurch länger erholen», so Mäder.
Dass nun sein Lieblingsterrain folgt – es geht ins Hochgebirge –, ist für Mäder kein Trost. Er ist ganz generell keiner, der denkt, dass es schon gut kommt. «Ich bin in Bezug auf mich eher pessimistisch eingestellt. Andere meinen, dass dies schlecht ist. Ich habe das Gefühl, dass mir mein Pessimismus hilft.» Wie meint er das? Einfach: «Wenn ich mir sage, dass ich schwächer bin als andere, gehe ich noch mehr ans Limit.»
Carapaz übernimmt Gelb
Ein Schweizer wird die Tour de Suisse also nicht gewinnen. Die Chance, dass es erstmals ein Ecuadorianer schafft, stehen hingegen gut. Richard Carapaz (28), auch «Die Lokomotive von Carchi» genannt, siegt in Leukerbad und übernimmt das gelbe Trikot. Rad-Routinier Michael Schär ist sicher: «Er wird auch am Ende der Tour vorne liegen.»