Dass er nicht an Olympia in Tokio dabei sein kann, ist Fakt. Doch wie gross der Schaden für Hürden-Star Kariem Hussein (32) nach seiner positiven Dopingprobe neben den unmittelbaren Folgen noch wird, lässt sich erst erahnen. «Der Reputationsschaden ist vorhanden», sagt Hussein selbst.
Bei Hussein besonders happig: Er ist nicht nur Sportler, er ist auch Arzt. Beeinträchtigt das Doping-Vergehen gar seine Laufbahn? In der Standesordnung vom Schweizer Ärzte-Verband FMH ist Doping ein Thema.
In den Richtlinien ist ein Doping-Verbot festgehalten: «Der Arzt oder die Ärztin unterlässt es: […] verbotene Dopingmittel oder Methoden in ihren oder seinen Sporttätigkeiten selbst zu nutzen […]» Und: «Dem Arzt oder der Ärztin ist bewusst, dass Nahrungsergänzungsmittel im Vergleich zu Arzneimittel einer geringeren Regulierung unterstehen und daher ein Risiko besteht, dass sie mit Dopingsubstanzen verunreinigt sein können […].»
«Sein Verhalten wäre verboten»
Der Verband FMH teilt auf Blick-Anfrage dementsprechend mit: «Wäre Kariem Hussein FMH-Mitglied – was er nicht ist – dann wäre sein Verhalten aus standesrechtlicher Sicht verboten.»
In den sozialen Medien wird zudem Husseins Vorbildfunktion heiss diskutiert. Der frühere Swiss-Olympic-Exekutivrat Andreas Csonka attackiert den Ex-Europameister für sein Verhalten als Arzt im Sport: «Das Wissen über Wirkung von Substanzen und deren offensichtliche Verharmlosung, wenn du als Spitzensportler ein Glycoramin immer im Sack hast, macht dich zum katastrophalen Täter.»
Da Hussein als Arzt nur einige Patienten privat betreut, droht ihm aber kein Entzug der kantonalen Berufsausübungsbewilligung. Denn diese hat der Thurgauer gemäss Medizinalberuferegister des Bundes noch gar nicht. Um diese allenfalls zu bekommen, fehlt Hussein etwa ein Weiterbildungstitel.
Sponsoren mit unterschiedlicher Linie
Doch kommt Hussein auch finanziell so glimpflich davon? Offen. Blick bekommt von Husseins zwei neusten Sponsoren unterschiedliche Antworten. Sanitärproduktehersteller Geberit wird die Partnerschaft zu einem späteren Zeitpunkt und nach persönlichem Gespräch mit Hussein neu überprüfen.
Sicher die Stange halten tut hingegen Raumklima-Firma Stadler Form: «[…] Aus unserer Sicht sind Fehler menschlich und wir bedauern die aktuellen Umstände. […] Auch wir als Unternehmen haben in der Vergangenheit aus Fehlern gelernt und schätzen deshalb die Transparenz seitens Kariem Hussein im Umgang mit dieser Situation.»