Deshalb stört mich der Begriff Doper
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Hussein stellt sich den Medien:Deshalb stört mich der Begriff Doper

Kariem Hussein äussert sich zum Doping-Knall
Das ist jetzt meine grösste Angst

Eine Lutschtablette macht aus Leichtathletik-Star Kariem Hussein (32) einen Dopingsünder. Nun äussert sich der Schweizer zu den Vorwürfen.
Publiziert: 24.07.2021 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2021 um 18:53 Uhr
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Kariem Hussein wird für neun Monate gesperrt.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus

Seit wann nehmen Sie das Mittel Gly-Coramin?
Zum ersten Mal im Herbst 2019. Ich habe mit hundertprozentiger Sicherheit überprüft, ob ich es im Training und Wettkampf einnehmen darf. Danach hatte ich es einfach nicht mehr auf dem Radar.

Wann haben Sie den Fehler realisiert. Erst nach positiven Probe oder schon vorher?
Ich führe gerne noch einmal aus. Am Samstag nach dem Final war ich in Begleitung vom Anti-Doping-Kontrolleur und habe mich unterzuckert gefühlt. Ich wusste, dass ich in einer Stunde kontrolliert werde. Und habe das Mittel genommen, weil ich hundertprozentig davon überzeugt war, dass ich es darf. Vor einer Woche habe ich eine Mail erhalten, dort habe ich es dann auch realisiert. Dementsprechend war ich geschockt, als ich das Mail gelesen habe.

Am Samstag waren Sie unterzuckert. Warum haben sie es auch am Freitag vor dem Vorlauf genommen?
Ich nahm es vor dem Einwärmen, zwei bis zweieinhalb Stunden vor Rennen. Ich nehme es sonst sporadisch, meistens vor dem Krafttraining, das ich am frühen Morgen absolviere. Das MIttel aktiviert. Ich war an diesem Tag extrem nervös und habe aus Gewohnheit diesen Griff in die Tasche gemacht.

Welche Konsequenzen hat die Sperre für ihre Karriere?
Auf verschiedenen Ebenen. Aber für mich gibts es eine Karriere danach. Ich bin jetzt neun Monate gesperrt, danach geht es weiter.

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Mit mehr Motivation?
Ich war immer sehr motiviert. Jetzt ist mir dieser blöde Fehler passiert. In den ersten Momenten war es schwierig. Aber jetzt bin ich schon wieder extrem motiviert. Ich bin froh, dass ich nach 9 Monate wieder antreten kann.

Sie tragen nun den Stempel Doper. Wie schwierig ist es, damit umzugehen?
Das war meine grösste Angst, als ich es erfahren hatte, war, dass ich nun als Doper abgestempelt werde. Ich tue mich schwer mit diesem Begriff. Jemand der betrügt, macht das mit einem Vorsatz und gewährleistet sich einen Vorteil. Das war bei mir beides nicht gegeben. Das zeigt auch das Strafmass. Der Reputationsschaden ist aber vorhanden. Das muss ich aber annehmen und lernen, damit umzugehen.

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Wie sehen die nächsten 9 Monate aus?
Ich habe noch keinen richtigen Plan. Ich habe in den letzten Tagen sehr wenig geschlafen. Jetzt wird Ruhe kommen, das hatte ich in meiner Karriere sehr selten. Nun ist sie mir aufgezwungen worden, auch wenn es mein Fehler war. Nun werden etwa zwei Woche Ruhe einkehren, dann starte ich mit dem Aufbau. Wie der aussehen wird, weiss ich noch nicht.

Wurden Ihnen gesagt, was Sie dürfen und was nicht?
Nein, da hat man mir noch nichts gesagt. Aber ich nehme an, dass ich trainieren darf für mich. Ich brauche eine Laufbahn und Kraftraum. Ich sehe kein Problem, dass ich das finden sollte.

Können Sie sich vorstellen, eine Rolle in der Aufklärung des Nachwuchses einzunehmen?
Absolut, das kann ich mir sehr gut vorstellen, nicht nur für die Jungen. Dieser Fall in seiner Absurdität zeigt auch, dass man die banalsten Sachen kontrollieren muss und sich nie sicher fühlen darf. Es liegt in der Eigenverantwortung jedes einzelnen.

Wie hat das Umfeld reagiert, ihre Sponsoren? Es wird ja sicher auch finanziell ein Thema sein.
Das ist so. Als Leichtathlet in der Schweiz kann man nicht nur vom Preisgeld leben, wir leben von den Partnerschaften. Ich habe nach dem Bescheid sofort das Gespräch mit meinen Sponsoren gesucht. Ich habe mich bei ihnen entschuldigt für meinen Fehler und meine Unachtsamkeit. Wir hatten sehr gute, offene Gespräche. Aber der Inhalt bleibt vertraulich.

Hat sich das Reglement seit 2019 geändert?
Laut der Anti-Doping-Organisation war es aber schon immer an Wettkämpfen verboten. Aber ich war mir bei meiner Sache sicher. Wenn ich mir damals bewusst gewesen wäre, dass ich etwas Verbotenes gemacht habe, wäre das wahnsinnig gewesen. Ich wusste ja, dass ich da kontrolliert werde. Ich hatte es einfach nicht auf dem Radar.

Hat der Fall Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit als Arzt?
Der Reputationsschaden zieht sich in alle Bereiche. Ich habe gegenüber meinen Patienten eine Vorbildfunktion. Aber Fehler passieren, auch im Spital. Dieser Reputationsschaden hat mich sehr beschäftigt, aber ich muss einfach damit umgehen.

Hatten Sie auch schon negative Reaktionen?
Aus meinem Umfeld habe ich nur positive Rückmeldungen erhalten. Das, was ich bisher gehört habe, war aufheiternd. Aber ich habe mich auch komplett abgeschottet. Ich lese keine Zeitungen, nicht einmal SMS.

Haben Sie Verständnis dafür, dass Leute auch negativ reagieren können?
Absolut. Ich respektiere und akzeptieren jede Meinung. Es war immer so, dass ich von einigen Leuten gemocht werden und von anderen nicht. Ich verstehe vor allem die Unverständnis. Die ist bei mir am ja am grössten. Ich frage mich ständig, wie das passieren konnte. Ich bin enttäuscht von mir selber und kann mich nur entschuldigen. Es ist absurd.

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