Es wurde der Lauf ihres Lebens: Am Samstag stand Ajla Del Ponte (25) in Tokio in den Startblöcken des Olympia-Finals. An der Seite ihrer Landsfrau Mujinga Kambundji (29) stürmte die Schweizerin mitten in die Weltspitze, eroberte Platz 5. Nur die drei Jamaikanerinnen um Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah und die Ivorerin Marie-Josée Ta Lou, für den normalsterblichen Teil der Sprint-Welt ausser Reichweite, blieben vor dem Schweizer Duo.
«Ich bin ein Mädchen, das aus einem kleinen Dorf kommt, und jetzt stehe ich ganz vorne auf der Bühne», sagt Del Ponte nach ihrem Lauf mit Tränen in den Augen und erzählt von einem besonderen Moment vor dem Start. «Mein Bruder hat mir vor dem Final Nachrichten geschickt, die mich sehr berührt haben», erzählt die Tessinerin. «Er hat mir gesagt, ich soll mit meinem Herzen laufen. Frei, wie ich es damals als Kind im Wald getan habe.»
Geschwister Karim und Ajla Del Ponte: schon immer eng
Mit Bruder Karim (23), Eishockeyprofi bei den Ticino Rockets, dem Farmteam von National-League-Klub Ambri, war Del Ponte schon immer eng, die Geschwister verstanden sich in jedem Alter gut. «Wir teilen alles», sagte Karim im Dezember 2020 zu Blick. «Wir reden über jedes Thema», ergänzte Ajla, «Filme, Eishockey, Leichtathletik, Dating.» Dating? «Ja. Karim gibt mir da manchmal Tipps. Ich staune manchmal, zu was er rät – aber er hat meistens recht.»
Offensichtlich fand er auch vor dem grossen Lauf seiner älteren Schwester die richtigen Worte. «Er hat mir noch einmal vor Augen geführt, welchen Weg ich bis hier zurückzulegen hatte. Es ist verrückt. Jetzt bin ich die fünftbeste Sprinterin der Welt.»
Die nächste Chance, den Bruder und mit ihm die ganze Sport-Schweiz zu begeistern, bekommt Ajla Del Ponte ab Donnerstag mit der 4x100m-Staffel. Kollegin Kambundji steht dagegen zügig wieder im Einsatz. In der Nacht auf Montag stehen für die Bernerin bereits Vorläufe und Halbfinals über 200m an.