Das sagt Mujinga Kambundji (29) nach dem Final
Sie haben den Olympia-Final erreicht und Platz 6 geschafft. Was bedeutet Ihnen das?
Grundsätzlich bin ich zufrieden. Ich war sehr nervös, vor dem Final und vor dem Halbfinal. Ich wusste, ich habe es in den Beinen. Ich wollte es unbedingt, aber das wollen die anderen auch (lacht). Dafür bin ich sehr zufrieden. Aber ich hatte gehofft, im Final noch ein bisschen schneller laufen zu können. Wenn man im Vorlauf die beste Zeit läuft, ist das immer ein bisschen unbefriedigend.
Es war der stärkste Olympiafinal ever und Sie mittendrin. Was bedeutet das?
Das ist sehr cool. Sechs Läuferinnen sind unter 11 Sekunden gelaufen. Darüber freue ich mich vor allem, dass ich in den drei Läufen dreimal unter 11 Sekunden gelaufen bin. Auch wenn ich wirklich ein bisschen das Gefühl habe, dass ich noch ein wenig schneller hätte laufen können. Man will immer noch ein bisschen mehr. Aber hey, es ist der Olympiafinal, es ist der sechste Platz. Das ist voll okay. Im Olympiafinal zählt vor allem der Rang.
Sie wirken trotzdem ein bisschen enttäuscht?
Vielleicht muss es sich noch ein bisschen setzen, vielleicht bin ich morgen zufriedener. Es ist wirklich vor allem wegen der Zeit. Aber wenn man es so anschaut: In einem schwierigen Rennen, wo es darum geht, eine Finalplatzierung zu machen, habe ich das geschafft.
Del Ponte und Sie haben sich auf der Bahn umarmt. Was haben Sie sich gesagt?
Ach, ich bin mega stolz auf uns. Das ist hönne cool. Es ist nicht lange her, da hiess es: Im Sprint, da haben wir keine Chance. Darum war die Staffel auch immer so wichtig. Es wurde nie ernst genommen, dass wir auch so schnell sein können wie die anderen. Es war ein langer Weg hierhin. Und jetzt bin nicht nur ich da, sondern es kommen auch andere hinterher. Wir können in den Final laufen, das ist sehr cool. Wir zeigen gerade, dass es geht! Es sind drei Jamaikanerinnen im Final, dann kommen wir beiden Schweizerinnen. Wir haben mehr Frauen im Olympiafinal als die USA, oder England, oder die Deutschen, die alle schnelle Sprinter haben. Ich bin stolz darauf, dass wir es geschafft haben und zeigen können, dass die Schweiz das Zeug hat, im Olympiafinal zu stehen.
Wie war es zwischen Halbfinal und Final, dass ihr als Schweizerinnen zu zweit wart?
Eigentlich nicht so speziell in dem Moment (lacht). Wir waren ja Konkurrentinnen. Aber ich habe mich nach dem Halbfinal gefreut, dass sie es auch schafft, von meiner Position aus sah es kurz aus, als könnte es eng werden. Natürlich sind wir Konkurrentinnen, aber dafür haben wir nach dem Lauf einen Moment geteilt.
Wurmt es Sie eigentlich, dass Ajla Ihnen den Schweizerrekord abgenommen hat?
Jein. Ich habe halt das Gefühl, ich hätte die Zeit drauf. Ich kann noch mehr. Aber es ist okay, ich habe noch Zeit. Ich habe das Gefühl, es ist machbar, unter 10,9 Sekunden zu laufen.
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Was sagen Sie über Platz 5 im Olympiafinal?
Ich finde keine Worte. Im Jahr 2012 war ich 16 Jahre alt, habe das Olympia-Rennen im Fernsehen geschaut und habe gedacht, «Wow vielleicht kann ich auch einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen.» Und heute war ich im Finale. Es ist Wahnsinn, mit Mujinga hier zu stehen.
Was sagen Sie über Mujinga?
Sie motiviert mich. An der Schweizer Meisterschaft hat sie mich geschlagen. Wenn jemand schnell läuft, laufen alle schnell. Mujinga hat uns gezeigt, wie man Medaillen gewinnen kann. Wie man unter 11 Sekunden laufen kann.
Beschreiben Sie Ihre Emotionen.
Ich bin ein Mädchen, das aus einem kleinen Dorf kommt, und jetzt stehe ich ganz vorne auf der Bühne. Mein Bruder hat mir vor dem Final Nachrichten geschickt, die mich sehr berührt haben. Er hat mir gesagt, ich soll mit meinem Herzen laufen. Wie ich es damals als Kind im Wald getan habe. Frei. Das hat mich sehr berührt und hat mir noch einmal gezeigt, welchen Weg ich bis hier machen musste. Und jetzt bin ich die fünftbeste Sprinterin der Welt (Tränen). Es ist riesig.
Haben Sie schon realisiert, was Sie geschafft haben?
In ein paar Tagen, vielleicht sogar in ein paar Wochen. Ich hoffe, wir können eine Generation inspirieren, so wie wir inspiriert wurden. Wir werden sehen, wie die Geschichte weitergeht. Ich hoffe, die Generation nach uns hat das gesehen.
Sie tragen Darth-Vader-Socken. Was steckt dahinter?
Ich habe die Socken schon in Torun bei der Europameisterschaft getragen… Ich habe sie gestern gewaschen, keine Sorge (lacht). Es ist mein kleines Ritual, es gibt sogar eine Star Wars-Memes-Seite auf Instagram, die Memes für mich erstellt hat, was toll ist.
Wie geht es jetzt die nächsten Tage weiter?
Ich kann mich ein bisschen erholen. Vielleicht kann ich ein bisschen schlafen, die letzten beiden Nächte war ich soooo (macht eine nervöse Geste). Aber ich glaube, ich schlafe heute auch nicht. Jetzt habe ich ein bisschen Zeit zum ausruhen, das nächste wichtige Training ist am Dienstag mit der Staffel. Und vielleicht träumen wir da noch ein bisschen weiter.
Die Vorbereitung war schwierig mit der Covid-Erkrankung im Frühling.
Nach dem Finale der Europameisterschaft im März hatte ich ein Selbstvertrauen bis zu den Sternen. Ich hatte meine persönliche Bestzeit am Tag vor dem Test bei Covid gemacht. Ich war 10 Tage in Quarantäne, mein Körper brauchte 2 Monate, um sich vollständig zu erholen. Es war schwierig, einige Kritiker und Medien glaubten nicht mehr an mich. Und jetzt bin ich heute und gestern die drei besten Zeiten meiner Karriere gelaufen.