Diese Frau tickt exakter als jedes Schweizer Uhrwerk! Zweimal läuft Mujinga Kambundji (29) am Montag bei den Olympischen Spielen in Tokio Schweizer Rekord – zweimal trifft sie ihre eigene Bestzeit auf den Hundertstel genau: 22,26 Sekunden. Der Lohn für die Schweizerische Präzisionsarbeit: Ein Platz im Olympia-Final über 200 m. Nach dem 100-m-Final vom Samstag die nächste historische Leistung der Spitzen-Sprinterin aus Bern!
Nach dem Rennen präsentiert Kambundji tatsächlich ein in liebevoller Handarbeit hergestelltes Schmuckstück. Allerdings ist es keine Uhr, sondern eine kleine Goldkette mit einem Anhänger in Form der Olympischen Ringe, die sie unter dem Trikot trägt. «Eine gute Freundin von mir ist Goldschmiedin», erzählt Kambundji. «Sie hat es für mich hergestellt und mir zusammen mit meinen Schwestern geschenkt.»
Die Besonderheit: Auf der Rückseite sind bereits Kambundjis bisherige Olympia-Auftritte «London 2012» und «Rio 2016» eingraviert. «Nach den Spielen hier kommt natürlich der Tokio-Schriftzug dazu.» Der dürfte nach den erreichten Finals über 100 und 200 m ein bisschen heller strahlen. Ach, von den Olympischen Ringen gibt es ja deren fünf. Heisst das, Kambundji plant mit Paris 2024 und Los Angeles 2028? Sie zögert, grinst breit und weicht elegant aus. «Jetzt steht erst einmal der 200-m-Final an.»
«Es geht noch schneller»
Dort wird sie am Dienstagnachmittag Mitteleuropäischer Zeit die Gelegenheit bekommen, den Schweizer Rekord noch einmal zu attackieren. «Wenn ich im Vorlauf am Morgen gewusst hätte, dass die Zeit so gut ist, hätte ich voll durchgezogen», sagt Kambundji, die in der ersten Runde so souverän unterwegs ist, dass sie am Ende den Fuss vom Gas nehmen kann. Auch wenn im Olympia-Final die Platzierung wichtiger ist als die Zeit, sagt sie: «Es geht sicher noch schneller.»
Dass der Final schnell sein wird, davon darf ausgegangen werden: In einem bärenstarken Starterinnenfeld mit 100-m-Weltmeisterin Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser-Pryce, Gabrielle Thomas, Marie-Josée Ta Lou und Shaunae Miller-Uibo und den Namibierinnen Christine Mboma und Beatrice Maslingi wird Kambundji kaum in die Medaillenentscheidung eingreifen können.
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«Wenn man sich die Startlisten anschaut, dann sieht man, dass das Niveau extrem hoch ist», schätzt die einzige Europäerin im 200er-Final die Situation ein. «Vor zwei Jahren in Doha habe ich den 100er-Final extrem knapp verpasst, als ich zu WM-Bronze über 200 m gelaufen bin, war das Niveau ein bisschen tiefer als hier. Ich bin sehr stolz auf das, was ich hier zeige!»
Zurecht. Denn auch wenn sich die Schweizer Sportfans zu gerne daran gewöhnen würden: Eine Olympia-Final-Qualifikation im Sprint wäre allein schon der helle Wahnsinn gewesen. Dass es Kambundji über 100 und über 200 m schafft, macht die Sache noch unglaublicher. Zur Normalität wird das so schnell nicht werden.
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
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