Seglerin Jayet (28) will ihren Olympia-Traum nicht aufgeben
«Mein Grossvater wäre auch ohne Medaille stolz auf mich»

Maud Jayet (28) verpasste bei den Olympischen Spielen die Medaille. Trotz der Enttäuschung vergisst sie die vielen Leute nicht, die ihr geholfen haben – auch nicht ihren verstorbenen Grossvater. Aber wie geht es nun weiter?
Publiziert: 12.08.2024 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2024 um 13:23 Uhr
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Für Seglerin Maud Jayet war ihr Grossvater immer eine grosse Stütze. Er starb vor zwei Jahren.
Foto: Zvg
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Mathias GermannReporter Sport

Maud Jayet (28) brauchte einige Tage für sich. Zeit, um alles zu verarbeiten. Aber war das überhaupt schon möglich? Nein. «Ich werde wohl noch einige Wochen oder Monate benötigen», sagt die Seglerin aus Lausanne. Olympia-Vierte war sie in ihrer Kategorie ILCA-6 geworden.

Nur Leder statt einer Medaille. Für die zweifache Vize-Weltmeisterin ist das zu wenig. «Am ersten und am dritten Tag des Wettbewerbs war ich nicht gut. Und danach hatte ich etwas Pech mit dem Wetter, weil ein Rennen abgebrochen wurde, als ich weit vorne lag. Aber ich muss das akzeptieren.»

Jayet trägt den Ring ihres Grossvaters

Ihre zweiten Olympischen Spiele waren für Jayet doppelt speziell. Warum? Sie wollte auch für ihren Grossvater, der vor zwei Jahren starb, eine Medaille holen – wie kurz nach seinem Tod bei der WM in Texas (USA), als sie Silber hamsterte. Vor den Sommerspielen sprach sie mit Blick darüber: «Mein Grossvater war im Spital und nicht mehr bei Bewusstsein, als meine Grossmutter mir seinen Ring gab. Ich trage ihn seit diesem Zeitpunkt immer.»

Besonders gläubig sei sie nicht, erklärte Jayet. «Aber als damals in Texas vor dem Rennen Delfine neben meinem Boot auftauchten und während des Wettkampfs plötzlich Schmetterlinge neben mir schwirrten, dachte ich: Das ist mein Grossvater.»

Obwohl sie in Marseille bei den Olympia-Regatten keine Medaille einfuhr, meint Jayet: «Ich bin sicher, dass er auch ohne Medaille sehr stolz auf mich wäre.»

Für die Mission 2028 braucht sie Sponsoren

Und wie geht es für Jayet weiter? Sie ist nicht sicher, ob sie Los Angeles 2028 in Angriff nehmen möchte. «Ich muss in den nächsten Monaten herausfinden, ob ich genügend Sponsoren finde, die mich unterstützen. Denn ich will nicht mehr von der Familie abhängig sein, so gerne ich sie auch habe.»

Auf die Lehren angesprochen, welche sie von den Olympischen Spielen in Frankreich hat ziehen können, meint Jayet: «Ich will den Prozess noch mehr geniessen. Ich bin sehr glücklich, meine grosse Leidenschaft ausüben zu dürfen. Aber leider ist es so, dass ich das manchmal vergesse, wenn ich nicht die erhofften Resultate liefere und meine Ziele nicht erreiche.»

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