Mit Verletzungen kennt sich Kunstturner Taha Serhani (29) aus. Doch was der Zürcher im vergangenen Herbst erlebte, übertraf alles Bisherige. Passiert ist es eine Woche vor der Abreise zu den Weltmeisterschaften in Antwerpen.
«Am Morgen fehlte mir plötzlich ein Bauchmuskel. Er war einfach weg. Ich verstand die Welt nicht mehr», erzählt er. In der Trainingshalle informierte er seine Trainer. Die wussten auch nicht weiter. Mehrere MRI-Untersuchungen und ein Besuch beim Neurologen lieferten Antworten.
Nach Olympia ist Schluss
«Es stellte sich heraus, dass ein Nerv im Nervenkanal eingeklemmt war. Dadurch sind die Impulse vom Gehirn zum Bauchmuskel gestört.» Was zur Taubheit des Bauchmuskels führt. «Das plagt mich noch immer.» Besonders mühsam seien die Rückenschmerzen. «Beim Lernen für die Prüfungen war es grauenhaft», sagt der angehende Lehrer. Nach den Olympischen Spielen wird Serhani seine Karriere beenden. «Mein Körper hat mir mehrfach gezeigt, dass jetzt gut ist.»
Einen Wettkampf hält er noch durch. «Mittlerweile habe ich die Sache mit dem Bauchmuskel einigermassen im Griff. Wenn ich warm bin, spüre ich nichts mehr. Mein Arzt hat gesagt, dass ich nicht noch mehr kaputt machen kann.» Von einer Operation wurde ihm abgeraten.
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Lange Wartezeit
Für ihn geht mit der Olympiateilnahme ein Traum in Erfüllung. Gemeinsam mit seinen Kollegen will er sich am Samstagabend im Team für das Finale der besten Acht qualifizieren. Dass er auch mit eingeklemmtem Nerv gut turnen kann, bewies Serhani bei den letzten Weltmeisterschaften. Mit Rang fünf erzielten sie das beste Mannschaftsresultat für die Schweiz seit 69 Jahren.
Im Olympiateam ist Serhani mit Abstand der Älteste. Mit ihm turnen Noe Seifert (25), Florian Langenegger (21), Luca Giubellini (21) und Matteo Giubellini (19). Da ihr Wettkampf erst um 20 Uhr beginnt, müssen sie sich den ganzen Tag irgendwie beschäftigen. «Das ist schrecklich», sagt Serhani und lacht. «Ich hoffe, dass ich etwas länger schlafen kann. Dann haben wir Spiele dabei und sonst gibt es ja noch das Handy.»