Die Sommerspiele in Tokio 2021 und Winterspiele in Peking 2022 standen ganz im Zeichen von Corona. In Paris kehrt der Olympia-Zirkus zurück zur Normalität – die Leute strömen in Scharen zu den Wettkämpfen, flächendeckende Covid-Tests unter den Athletinnen und Athleten gibt es keine und Masken sind nicht mehr Pflicht. Doch auch heuer treibt das Virus sein Unwesen.
Das Bild, das um die Welt ging: Sprint-Star Noah Lyles wird nach dem Gewinn der Bronzemedaille über die 200 m völlig erschöpft im Rollstuhl aus dem Stade de France gefahren. Der Olympiasieger über 100 m war am Dienstagmorgen positiv getestet worden, was ihn aber nicht am Laufen hinderte. «Ich fühlte mich heute gut, war bei 90 bis 95 Prozent meines Vermögens, deshalb startete ich», erklärte der 27-Jährige nach dem Rennen mit einer Maske im Gesicht. Später vermeldete er auf Instagram, dass die Spiele für ihn damit beendet sind – für die 4x100 m Staffel muss er Forfait geben.
Australien hart getroffen
Lyles ist nicht der Einzige, der mit einer Coronainfektion eine Medaille gewonnen hat. Da ist beispielsweise der britische Super-Schwimmer Adam Peaty, bei dem wenige Stunden nach seinem Silber-Gewinn über die 100 m Brust Covid nachgewiesen wurde. Gut möglich, dass der 29-Jährige ohne die Erkrankung zwei Hundertstel schneller zu seiner vierten Olympia-Goldmedaille geschwommen wäre.
Am stärksten getroffen hat es das australische Olympia-Team. Von über 40 positiven Tests ist die Rede – knapp neun Prozent der Delegation. Unter ihnen auch der Schwimmer Zac Stubblety-Cook (25), der über 200 m Brust Silber gewann. Trotz der vielen Infektionen gewann Australien bisher 45 Medaillen, darunter 18 goldene. Möglich, dass sich darunter weitere Corona-Positive befanden. Zu wie vielen positiven Tests es im Teilnehmerfeld bisher kam, ist nicht genau bekannt. Vor zwei Tagen sprach die WHO von über 40 Fällen – diese Zahl haben aber mittlerweile alleine die Australier übertroffen.
Weitspringerin wie Lyles im Rollstuhl
Dass nicht nur akute Erkrankungen einen Einfluss haben können, zeigt das Beispiel der deutschen Weitspringerin Malaika Mihambo. Die 30-Jährige holte mit einem Sprung auf 6,98 m Silber. «Ich musste die ganze Zeit irgendwelche Atemübungen machen, weil ich sonst den Wettkampf gar nicht überstanden hätte», erklärte sie.
Den Wettkampf überstand sie mit Bravour, die Feierlichkeiten dann nicht mehr: Nach ihrer Ehrenrunde durch das Stadion klagte sie plötzlich über Atemnot. Auch sie wurde, wie Noah Lyles, mit dem Rollstuhl rausgebracht. Mihambo hatte sich im Juni bei ihrem EM-Sieg in Rom im Juni angesteckt und hat seither immer wieder mit Müdigkeit, Erschöpfung und Husten zu kämpfen. «Sie hat heute, natürlich aufgrund des Wettkampfs, den Hustenstiller nicht genommen (das Medikament macht müde, Anm. d Red.) und hat wohl einen Hustenanfall gehabt», erklärte der deutsche Teamarzt Andrew Lichtenthal den Vorfall.