Erst einmal tief ausatmen. Ditaji Kambundji (22) braucht nach ihrem Halbfinal-Dämpfer in Paris ein paar Sekunden, bis sie ihren Lauf über 100 m Hürden bilanzieren kann. In 12,68 Sekunden ist sie deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben – und 28 Hundertstel über ihrem Schweizer Rekord.
Die Bernerin spricht von «gemischten Gefühlen» und einem irgendwie seltsamen Rennen, in dem sie beim Start einen falschen Schritt machte und den Wettkampf danach «unter Stress anstatt wie geplant locker» zu Ende führen musste. Platz 5 in ihrem Heat, Final-Traum dahin.
Kambundji sagt: «Ich wusste, dass es ein Top-Top-Top-Rennen brauchen würde, um weiterzukommen. Klar, jetzt bin ich enttäuscht, aber ich denke nicht, dass ich allzu lange daran zu nagen haben werde. Ich kann viel mitnehmen.»
Die Erkenntnis etwa, wie wichtig Wettkampfpraxis vor einem Grossanlass ist. Durch eine Oberschenkelverletzung war ihre Vorbereitung auf Paris zeitweise gestört. Im Stade de France hält sie nach ihrem Out zwar fest, dass körperlich «alles wieder im grünen Bereich» sei, doch: «Das letzte schnelle Rennen lief ich eben in Rom.» Und das war Anfang Juni, als sie im Stadio Olimpico EM-Silber holte.
Hoffnungsträgerin für LA
Kambundji füllt in Paris ihren «Rucksack an Erfahrungen», wie sie es nennt. Die zehn Jahre jüngere Schwester von Mujinga Kambundji (32) weiss: Sie ist erst 22, in ihrer Disziplin schweizweit unangefochten und international absolut an der Weltspitze angekommen.
2028 in Los Angeles wird sie sich in ihrer sportlichen Blütezeit befinden – und eine grosse Schweizer Medaillenhoffnung sein.