Wie schon in Rio und in Tokio steht Ryan Crouser (31) auch in Paris zuoberst auf dem Podest und lässt sich die Goldmedaille umhängen. Dreimal Olympia-Gold im Kugelstossen – das hatte vor dem schillernden Amerikaner noch keiner geschafft.
Dabei verlässt sich der 150-Kilo-Koloss nicht nur auf seine Physis, sondern feilt stets auch an seiner Technik. So verbesserte der Mann von der US-Westküste, der sich in seiner Jugend an Werner-Günthör-Videos orientierte, später aber zur Drehstoss-Technik wechselte, vor einem Jahr seinen Weltrekord in Los Angeles auf 23,56 Meter, nachdem er den «Crouser Slide» (Crouser-Rutscher) in seinen Ablauf eingebaut hatte.
Dass Crouser ein Tüftler ist, dürfte ihm auch in seiner anderen Rolle helfen. Denn er ist seit einem Jahr auch Trainer von Rojé Stona (25) an der Universität von Arkansas. Und dies mit Erfolg. Der Jamaikaner holte am Mittwoch in Paris sensationell Gold. Im Diskuswurf. Dabei verbesserte er seine persönliche Bestmarke gleich um einen Meter und gewann mit drei Zentimeter Vorsprung vor dem Litauer Mykolas Alekna (69,97 m), der somit im Gegensatz zu seinem Vater Virgilijus (2000 und 2004) Gold verpasste.
Gold-Crouser: «Coachen ist hart»
Crouser war selbst auch als Diskuswerfer aktiv und erreichte 2014 eine persönliche Bestmarke von 63,80 m. «Wenn ich selbst im Einsatz bin, fühlt es sich wenigstens so an, als ob ich mein Schicksal zu einem gewissen Grad selbst in der Hand habe», erklärte Crouser gegenüber «Associated Press». «Auf der Tribüne zu sein, ist viel, viel nervenaufreibender, weil man gleich viel Adrenalin, aber kein Ventil hat. Coachen ist hart.»
Stona sagte derweil: «Ryan Crouser ist ein grossartiger Typ. Er ist der grösste Kugelstosser aller Zeiten. Mit ihm zu arbeiten, war ein fantastisches Gefühl. Er wusste, wozu ich fähig bin.» Vor einem Jahr bei der WM in Budapest war der Athlet aus Montego Bay bei der WM noch auf Platz 19 gelandet.
Football oder Diskus?
Die Zukunft von Stona scheint aber noch ungewiss. «Ich werde darüber schlafen», sagte er nach dem «besten Tag meines Lebens». Er kokettiert mit einem Wechsel zum American Football. Auch weil die Wurfdisziplinen im Schatten der Laufwettbewerbe stehen, fragt sich Stona: «Willst du weiter werfen oder willst American Football spielen? Es ist eine grossartige Frage.»
Der explosive 2-Meter-Mann ohne Football-Erfahrung absolvierte dieses Jahr Tryouts bei den NFL-Teams Green Bay Packers und New Orleans Saints, erhielt aber keinen Vertrag.