Es wiegt ein Kilo, kostet 37 Euro und hat 3000 Kalorien: das grösste Pain au Chocolat von Paris. Aber wie schmeckt es? Die beiden Schweizer Ruder-Giganten Andrin Gulich (25) und Roman Röösli (30) machen grosse Augen, als sie dem riesigen Schoko-Gebäck in der Auslage von Philippe Conticini in der Galeries Lafayette begegnen. «So was Grosses habe ich bei einem Bäcker definitiv noch nie gesehen. Wir müssen nicht den Ganzen essen, oder?», fragt Röösli schmunzelnd.
Nein, natürlich nicht. Eine leckere Sünde darf es nach ihrem Bronze-Gewinn im Zweier aber sein. «Er ist etwas trocken», sagt Gulich nach einem ersten Bissen. Dann arbeitet er sich zur Schokolade vor und meint: «Wirklich gut, super. Was übrig bleibt, nehmen wir für unsere Ruder-Kollegen mit. Denn wir haben zwar die Medaille gewonnen, aber alle haben einen super Job gemacht – das vergisst man schnell.»
Röösli bestätigt: «Ich freue mich sehr über die Medaille. Ganz ehrlich, ich hätte auch mit einem vierten oder fünften Platz leben können, weil wir alles rausgehauen haben und uns nichts vorwerfen müssten.» Sie als Ruderer würden zwar immer in Olympia-Zyklen denken, also immer auf die nächsten Sommerspiele blicken, letztlich sei aber der Weg bis dahin entscheidend. «Dank des Sports habe ich Freunde wie Andrin gefunden. Wir haben viel erlebt – auch Rückschläge. Letztlich machen dich aber auch die schlechten Momente zu jener Person, die du bist.»
Touristen belagern Schweizer Duo
Für die Fotos mit dem riesigen Pain au Chocolat betreten wir die Terrasse des berühmten Kaufhauses im siebten Stock. Es wimmelt von Touristen – kein Wunder, hat man von hier doch einen wunderbaren Blick über die Seine-Metropole. Auch der Eiffelturm ist in der Ferne zu sehen. Das Pain au Chocolat ist jedoch auf einmal interessanter – Fotos und Video werden gemacht, ein Mann aus Indien zeigt es gleich per Video-Call seinen Freunden zu Hause.
Irgendwann haben Röösli und Gulich genug gegessen. Es ist an der Zeit, über ihre Zukunft zu reden. Warum? Weil zuletzt in mehreren Medien spekuliert wurde, beide könnten schon bald zurücktreten. Röösli muss schmunzeln. Dann sagt er: «Ich rudere nun seit 18 Jahren, dieser Sport hat mir enorm viel gegeben. Aber zuerst muss ich die Emotionen sacken lassen – so ein Entscheid muss wohlüberlegt sein. Ich habe einen Plan im Kopf, aber jetzt verrate ihn noch nicht.» Genau das Gleiche sagt übrigens auch Gulich.
«Wir durften uns die Songs wünschen»
Bleiben wir also in der Gegenwart – oder fast. Wie haben sie ihren Medaillengewinn eigentlich gefeiert? Gulich: «Zuerst gemütlich, wir wurden im Maison Suisse empfangen. Das war wunderbar, unsere Familien waren auch da.» Danach ging es weiter in eine Bar. «Die Schweizer haben sie irgendwann übernommen», sagt er schmunzelnd.
Was haben sie bestellt? «Nichts, wir haben nur bekommen. Bier, viel Bier.» Ist Rööslis belegte Stimme die Folge davon? Er verneint und erklärt: «Wir durften irgendwann die Songs wünschen und bei ‹W. Nuss vo Bümpliz› ging die Post ab. Aber man muss die Feste schliesslich feiern, wie sie fallen, oder?» Recht hat er.