Immer mehr Länder wollen die Olympischen Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar 2022) boykottieren. Nicht indem sie keine Sportlerinnen und Sportler nach China schicken, sondern indem keine Politiker vor Ort sein werden.
Nationen wie etwa die USA, Kanada, Australien oder Grossbritannien haben angekündigt, keine Regierungsvertreter nach Peking zu schicken. Damit wollen sie ein Zeichen setzen, dass sie mit der Menschenrechtslage des Gastgeberlandes nicht einverstanden sind – nicht zuletzt wegen des Falls Peng Shuai.
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Einer, dem dieses Verhalten nicht in den Kram passt, ist Sebastian Coe (65). Der Präsident des Welt-Leichtathletik-Verbandes bezeichnet den diplomatischen Boykott als «bedeutungslos».
Athleten leiden am meisten
Gegenüber britischen Medien sagt er: «Boykotte sind alles in allem historisch ungebildet und intellektuell unredlich. Ein politischer Boykott ist, offen gesagt, sinnlos». Coe betont dabei aber auch, dass dies keine Entschuldigung für Länder sei, sich nicht an die grundlegenden Menschenrechtsnormen zu halten. «Ich bin nicht unbekümmert oder leichtfertig, was die Menschenrechte angeht. Ich nehme sie sehr ernst.»
Trotzdem ist Coe der Meinung, dass Boykotte auf lange Sicht nicht viel bewirken. «Es gibt immer unbeabsichtigte Folgen», sagt er. «Und am Ende des Tages sind die Athleten diejenigen, die am meisten darunter leiden.» Zudem findet er es «besser, in den Dialog zu gehen als die Zugbrücke hochzuziehen.»
Ob sich die Länder mit diesen Worten vom angekündigten Boykott abbringen lassen, ist fraglich. (red)