Finanzen, Bauten, Referenden
Die heissen Fragen zum Schweizer Olympia-Traum 2030

Die Machbarkeitsstudie für Olympische Winterspiele 2030 in der Schweiz gibt grünes Licht. Doch es gibt offene Fragen. Die Analyse.
Publiziert: 20.10.2023 um 16:45 Uhr
|
Aktualisiert: 20.10.2023 um 17:28 Uhr
1/6
Erstrahlen die fünf olympischen Ringe im Winter 2030 in der Schweiz? Die Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht.
Foto: GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber

Wie teuer werden die Spiele diesmal?

Das ist die alles entscheidende Frage. Die Machbarkeitsstudie nennt ein Budget von rund 1,5 Milliarden Franken, grossteils privat finanziert. Betrachtet man die Geschichte der Spiele, muss man davon ausgehen, dass erst im Nachhinein abgerechnet werden kann. Auch wenn das IOC betont, dass man künftig eben nicht auf Gigantismus setzen will. Bisher stellten sich eigentlich durchs Band alle Spiele als teils viel teurer als gedacht heraus. Mailand-Cortina 2026 etwa budgetierte einst rund 1,5 Mia. Euro. Mittlerweile rechnen Schätzungen aber bereits mit Kosten von rund 3 Mia.

Geplante Wettkampforte für Olympia 2030

Crans-Montana: Ski Alpin

Engelberg: Skispringen (Grossschanze), Nord. Kombi (Grossschanze)

Fribourg: Eishockey (Männer)

Lausanne: Eiskunstlauf, Shorttrack

Lenzerheide: Biathlon

Morgins: Skibergsteigen

Kandersteg: Skispringen (Normalschanze), Nord. Kombi (Normalschanze)

Ulrichen: Langlauf

St. Moritz: Bob, Skeleton, Rodeln, Ski (Skicross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Aerials, Buckelpiste), Snowboard (Snowboardcross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Parallel)

Zug: Eishockey (Frauen)

Zürich: Eishockey (Männer)

Tessin: offen (evtl. Curling, Shorttrack, Buckelpiste, Aerials)

Sportarten noch ohne fixen Ort: Curling, Eisschnelllauf

In allen Sprachregionen: Olympia 2030 würde in der ganzen Schweiz ausgetragen.
Blick Grafik

Crans-Montana: Ski Alpin

Engelberg: Skispringen (Grossschanze), Nord. Kombi (Grossschanze)

Fribourg: Eishockey (Männer)

Lausanne: Eiskunstlauf, Shorttrack

Lenzerheide: Biathlon

Morgins: Skibergsteigen

Kandersteg: Skispringen (Normalschanze), Nord. Kombi (Normalschanze)

Ulrichen: Langlauf

St. Moritz: Bob, Skeleton, Rodeln, Ski (Skicross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Aerials, Buckelpiste), Snowboard (Snowboardcross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Parallel)

Zug: Eishockey (Frauen)

Zürich: Eishockey (Männer)

Tessin: offen (evtl. Curling, Shorttrack, Buckelpiste, Aerials)

Sportarten noch ohne fixen Ort: Curling, Eisschnelllauf

Ist es realistisch, ohne neue Bauten Olympische Spiele durchzuführen?

Es ist eine klare Ansage: Die Wettbewerbe werden in lauter bestehenden Sportstätten durchgeführt. Das wird auch so bleiben. Doch aufgepasst: 2030 ist selbst die brandneue ZSC-Lions-Arena bereits wieder acht Jahre alt. Ganz zu schweigen von Anlagen wie die Skisprungschanze in Engelberg OW. Daher bleibt die Frage offen, ob es nicht doch vielerorts noch Renovationen, Ausbauten und Modernisierungen braucht. Oder auch bessere Beschneiungsanlagen, TV-taugliches Flutlicht oder kapazitätenstärkere Skilifte. Womöglich kommen grössere Investitionen dann doch noch an kommunale Urnen. Die Gemeinden und Kantone der ausgewählten Sportstätten haben zwar alle einen vergleichbaren Aufwand wie für EM- und WM-Events in Aussicht gestellt. Doch dass zum Beispiel in Kandersteg BE, wo bisher nur die Nordische Junioren-WM 2018 durchgeführt wurde, Olympia auf einem ganz anderen Level ist, ist klar.

Könnte das Volk die Spiele noch verhindern?

Mindestens in der Theorie ist das möglich. Je nachdem, welche Infrastrukturbauten nötig würden oder bei einem allfälligen Finanzreferendum könnten Stolpersteine auftauchen. Swiss Olympic und seine Wintersport-Mitstreiter gehen davon aus, bei einem «Nein» in einem der Kantone mit den entsprechenden Wettbewerben in einen anderen Kanton ausweichen zu können.

Wie sehen die Sommersport-Verbände die Winterspiele-Idee?

Nicht sehr euphorisch. Natürlich will sich niemand gegen Olympische Spiele in der Schweiz stellen. Aber schon seit Monaten denkt zum Beispiel der Leichtathletikverband darüber nach, die European Championships 2030 in die Schweiz zu holen. Die Angst: Zwei Grossanlässe in einem Jahr wären schwierig zu stemmen. Gleichzeitig wissen die Leichtathleten aber auch, dass es noch ein paar Hürden gibt in dieser Thematik: Die nächste Multi-EM 2026 droht, ohne den europäischen Leichtathletikverband über die Bühne zu gehen. So sprach etwa Verbandspräsident Christoph Seiler im August an der WM in Budapest bei einem Empfang in der Schweizer Botschaft während seiner Ansprache den eingeladenen Vertreter von European Athletics direkt an, doch für 2030 wieder Teil der Multi-EM zu sein.

Was ist mit der Konkurrenz?

Sie wächst nach dem Rückzug von Sapporo (Japan) wieder. Denn neben dem schwedischen Projekt von Stockholm und Åre inklusive Eiskanal von Sigulda (Lett) konkretisierte sich vor wenigen Tagen durch grünes Licht aus der Politik die Bewerbung in Frankreich. Wie ernst die beiden Konkurrenten zu nehmen sind? Zumindest in Frankreich scheint man gewillt zu sein, ernst zu machen. Die Franzosen dürfen allerdings 2024 bereits die Sommerspiele austragen. Ob man ihnen sechs Jahre später schon wieder die Winterspiele geben will? Für alle käme theoretisch auch 2034 infrage, doch da steht schon Salt Lake City (USA) in der Pole-Position.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?