Skistar Marco Odermatt
«Olympia in der Schweiz fände ich grossartig!»

Der Gesamtweltcupsieger plädiert im SonntagsBlick-Interview dringend für Spiele in einer klassischen Wintersport-Nation – und erhofft sich einen Schub für die Schweizer Athleten.
Publiziert: 27.08.2023 um 09:37 Uhr
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Marco Odermatt 2022 am Flughafen Zürich, zurück von den Olympischen Winterspielen in Peking.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Seit der SonntagsBlick die Pläne für eine Schweizer Olympia-Kandidatur publik machte, steht die Sportwelt kopf: Die Aussicht auf Winterspiele im eigenen Land beflügelt auch Skirennfahrer und Publikumsliebling Marco Odermatt (25).

Es sind nur noch acht Wochen, bis mit dem Riesenslalom in Sölden die neue Weltcupsaison gestartet wird. Verläuft Ihre Vorbereitung nach Plan?
Marco Odermatt: Ich bin zufrieden. Wir haben in der ersten Augusthälfte auf dem Gletscher in Zermatt sehr gute Bedingungen vorgefunden. Derzeit trainiere ich mit meinen Teamkollegen Riesenslalom im argentinischen Ushuaia. In den letzten beiden Tagen war das Wetter ziemlich mies, aber die Prognosen für die nächste Woche sind gut.

Ushuaia könnte sich bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2030 und 2034 zu einer Konkurrentin der Schweiz entwickeln. Argentiniens NOK prüft derzeit eine Kandidatur mit Ushuaia als Austragungsort für die Schneesportarten und Buenos Aires, wo die Eissportarten ausgetragen werden sollen. Können Sie sich so etwas vorstellen?
Fakt ist: Die Hotels in Ushuaia sind derzeit komplett ausgebucht, weil ungefähr zehn Skiteams hier trainieren. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass in diesem Ort bis 2030 die riesengrosse Olympia-Familie untergebracht werden kann. Und eine Abfahrtspiste, eine Sprungschanze und eine Bobbahn habe ich hier auch noch nicht gesehen.

Was halten Sie denn von den Olympia-Plänen in der Schweiz?
Ich war erst ein Mal an Olympischen Spielen dabei, 2022 in Peking. Obwohl ich das dank meines Sieges im Riesenslalom nie vergessen werde, kam ich mir manchmal vor wie im falschen Film. Klar, dass es keine Zuschauer hatte, lag an Corona. Aber auch sonst fragte ich mich, warum die Spiele in einem Land stattfinden müssen, wo der Wintersport keinen hohen Stellenwert und keine Tradition hat. Ich bin deshalb froh, kehren die Winterspiele nun nach Europa zurück. Milano-Cortina 2026 und dann die Schweiz – das fände ich grossartig.

Was wäre denn grossartig daran?
Mich überzeugt die Idee hinter diesem neusten Schweizer Projekt: dass keine neuen Anlagen gebaut würden, weil die nötige Infrastruktur schon vorhanden ist. Die Schweiz richtet in den nächsten Jahren ohnehin diverse Weltmeisterschaften im Wintersport aus, bei weitem nicht nur die Alpin-WM 2027 in Crans-Montana. Dass Olympia darauf aufbauen würde, wirkt auf mich sehr durchdacht.

Teil des Projekts ist die Idee, Olympia auf die ganze Schweiz verteilt durchzuführen statt in einer einzelnen Region.
Ich finde das den einzig vernünftigen Ansatz. Nur ein Beispiel: Wenn in Engelberg die einzige Weltcup-taugliche Grossschanze der Schweiz steht, wäre es nicht wirklich sinnvoll, nur wegen Olympia auch noch im Wallis oder in Graubünden eine solche Schanze zu bauen.

Und was entgegnen Sie den Leuten, die ein solches Mega-Projekt als zu teuer taxieren?
Olympische Spiele in der Schweiz würden sämtlichen Wintersportarten in unserem Land noch einmal einen kräftigen Schub verleihen. Und wenn Schweizer Sportler in Zukunft noch erfolgreicher sein sollten, wäre das für das internationale Ansehen unserer Nation nahezu unbezahlbar.

Sie sind auch ein bekennender Freund des Schwingsports. Wie werden Sie in Ihrem Trainingscamp in Südargentinien das Kräftemessen am Unspunnen verfolgen?
Aufgrund der fünf Stunden Zeitdifferenz zwischen Ushuaia und Interlaken wird mein Wecker am Sonntagmorgen bereits um 3.30 Uhr klingeln, damit ich die Spitzenpaarungen über den Livestream mitverfolgen kann. Als Innerschweizer drücke ich natürlich Pirmin Reichmuth ganz besonders die Daumen.

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