Olympische Winterspiele in der Schweiz schon 2030 werden immer realistischer. Zumindest auf dem Papier. Die nun abgeschlossene Machbarkeitsstudie von Swiss Olympic kommt zum erwarteten Schluss: Ja, wir können das.
Die Schweiz strebt die Pionierrolle an, in der neuen IOC-Ära der nachhaltigen Spiele ohne Gigantismus als erste Nation ein «Host Country» (Gastgeberland) zu sein. Bisher üblich waren «Host Citys» (Gastgeberstädte).
Das Stichwort: Dezentralisierung. Es sollen lauter bestehende Wettkampfstätten genutzt werden. Das gilt selbst für den Eisschnelllauf, wofür es in der Schweiz keine Infrastruktur gibt. Es ist eine Auslagerung nach Heerenveen (Ho), Inzell (De) oder nach Italien auf das Eis der Spiele 2026 angedacht.
Davos und Schaffhausen werden keine Wettkampforte
Die neue Studie ist zwar noch keine offizielle Bewerbung für die Spiele. Aber vieles scheint schon ziemlich konkret geplant. Allen voran die Verteilung der Wettkämpfe über die ganze Schweiz (siehe Liste in der Box). Die Zuteilung ist nicht fix. Sollte sich politisch irgendwo Widerstand bilden, würde man anderswohin ausweichen. Denn gemäss Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann haben sowieso mehr Orte Interesse signalisiert als jetzt berücksichtigt sind.
Neben dem Eisschnelllauf ist nur noch die Abwicklung der Curling-Turniere offen. Das zunächst wegen der Männer-WM 2024 gehandelte Schaffhausen scheiterte an der Machbarkeitsstudie: Infrastruktur zu wenig gross für Olympia. Curling wird nun in einer der grossen Hockeyhallen stattfinden.
Auch Davos bleibt trotz internationalen Anlässen wie Spengler Cup und Langlauf-Weltcup aussen vor.
Crans-Montana: Ski Alpin
Engelberg: Skispringen (Grossschanze), Nord. Kombi (Grossschanze)
Fribourg: Eishockey (Männer)
Lausanne: Eiskunstlauf, Shorttrack
Lenzerheide: Biathlon
Morgins: Skibergsteigen
Kandersteg: Skispringen (Normalschanze), Nord. Kombi (Normalschanze)
Ulrichen: Langlauf
St. Moritz: Bob, Skeleton, Rodeln, Ski (Skicross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Aerials, Buckelpiste), Snowboard (Snowboardcross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Parallel)
Zug: Eishockey (Frauen)
Zürich: Eishockey (Männer)
Tessin: offen (evtl. Curling, Shorttrack, Buckelpiste, Aerials)
Sportarten noch ohne fixen Ort: Curling, Eisschnelllauf
Crans-Montana: Ski Alpin
Engelberg: Skispringen (Grossschanze), Nord. Kombi (Grossschanze)
Fribourg: Eishockey (Männer)
Lausanne: Eiskunstlauf, Shorttrack
Lenzerheide: Biathlon
Morgins: Skibergsteigen
Kandersteg: Skispringen (Normalschanze), Nord. Kombi (Normalschanze)
Ulrichen: Langlauf
St. Moritz: Bob, Skeleton, Rodeln, Ski (Skicross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Aerials, Buckelpiste), Snowboard (Snowboardcross, Big Air, Halfpipe, Slopestyle, Parallel)
Zug: Eishockey (Frauen)
Zürich: Eishockey (Männer)
Tessin: offen (evtl. Curling, Shorttrack, Buckelpiste, Aerials)
Sportarten noch ohne fixen Ort: Curling, Eisschnelllauf
Neu ist die Entscheidung, dass im Sinne der Berücksichtigung aller Sprachregionen auch das Tessin Teil der Spiele sein soll. Noch ist aber nicht klar, welche Sportarten im Süden landen könnten. In Frage kommen vor allem die Eishockeyhallen von Ambri und Lugano für Curling, Shorttrack und Eishockey der Frauen. Dazu steht Ski-Buckelpiste und/oder die Aerials zur Debatte.
In Bern hingegen werden zwar die Spiele eröffnet und die Hauptstadt soll der Medien-Hauptstandort sein. Aber es sind keine Wettkämpfe geplant: Die Stadt Bern unterstützt Olympia grundsätzlich, sie weist aber auf den in ihren Augen zu engen Zeitplan hin.
Die Studie betont die Unterschiede zu den früheren gescheiterten Olympia-Projekten in der Schweiz. Neben dem Verzicht auf neue Bauten auch beim Geld. Die Finanzanalyse ergab, dass das Budget von rund 1,5 Milliarden Franken weitgehend ohne öffentliche Mittel zu decken sein scheint. Die Ausnahme ist der Bereich Sicherheit, wenn zum Beispiel die Polizei für Olympia arbeitet.
Öffentliche Hand soll vor allem die Paralympics finanzieren
Den Budget-Hauptteil trägt das IOC mit einer Tranche von 710 Mio. Als weitere Einnahmequellen werden Sponsoren (ca. 250 Mio.), das Ticketing inklusive VIP-Paketen mit rund 319 Mio, es wird mit 2,25 Mio. verkauften Tickets gerechnet. Zum Vergleich: Sion 2026 hätte ein Budget von mindestens 2 Milliarden gehabt, bis zu 994 Mio. wären vom Staat gekommen. Öffentliche Gelder von rund 100 Mio. sind hingegen 2030 für die Paralympics eingeplant.
Dass diese neue Form von Olympischen Spielen in der Schweiz bei der Bevölkerung anzukommen scheint, ergab eine repräsentative Umfrage im September: 67 Prozent äusserten sich positiv.
Dennoch werden Referenden als Gefahr für den Olympiatraum genannt. Die Studie taxiert die Gefahr auf ein Referendum aber durch die Dezentralisierung und die Finanzierung ohne exorbitante öffentliche Gelder als klein.
Was ist der nächste Schritt? Am 24. November müssen die Delegierten der Sportverbände im Sportparlament darüber befinden, ob man den Olympiaweg weiter beschreiten will. Grosse Opposition ist nicht zu erwarten. Doch vielleicht aus dem Ausland: Denn auch Frankreich und Schweden denken an Winterspiele. Dazu Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl: «Sollten wir zur Erkenntnis gelangen, dass 2030 zeitlich zu knapp ist, käme auch 2034 in Frage. Aber wir präferieren ganz klar 2030.»