Am 23. Juli solls losgehen mit den Olympischen Spielen in der japanischen Hauptstadt Tokio. Noch immer aber hängen dunkle Covid-Wolken über dem Mega-Anlass.
Nun, rund drei Monate vor geplantem Beginn, erwägt Tokio nämlich eine weitere Verlängerung des Corona-Notstands um zwei Wochen. Die Lage sei immer noch angespannt, so Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Eine Verlängerung des Notstands sei «notwendig». Andererseits wird alles dafür getan, die Spiele durchzuboxen, den Riesen-Event, an dem so viele Sponsoren-Interessen hängen.
«Nicht die Grundwerte des Sports»
Genau solche Entwicklungen gehen dem früheren Ski-Star Felix Neureuther mächtig gegen den Strich. Der Deutsche spart im Interview mit der «Sportschau» nicht mit Kritik am Internationalen Olympischen Komitee und den Spielen.
Neureuther: «Die Kommerzialisierung und dieser Gigantismus rund um Olympia, das sind nicht die Grundwerte des Sports. In erster Linie sollte es immer um den Wettkampf sowie die Athletinnen und Athleten gehen. Denn die lassen doch die olympische Bewegung aufleben.»
Der Grundgedanke von Olympia sei etwas «Einzigartiges». Denn: «Die olympische Bewegung bringt Menschen und Kulturen über den Sport zueinander, und alle feiern ein grosses Fest.» Die Realität aber sehe anders aus: «Wehe, es steht jemand für Menschenrechte ein. Das wird vom IOC nicht akzeptiert und sogar bestraft.»
«Olympia-Ausschluss? Völlig wurscht!»
Dies habe Neureuther vor den Spielen in Sotschi 2014 am eigenen Leibe erfahren: «Ich habe mehrmals den Mund aufgemacht, speziell auch direkt vor den Spielen, weil mir einfach ein paar Dinge überhaupt nicht gepasst haben. Zum Beispiel der Umgang mit den Menschenrechten. Und wenn man etwas anspricht, kommt der Verband auf den Athleten zu, dass man das doch bitte unterlassen solle. Aber ich lasse mir nicht den Mund verbieten.» Er sagt sogar: «Ich wäre auch die Konsequenz eingegangen, dass ich von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werde. Das wäre mir völlig wurscht gewesen!»
Dass die Winterspiele 2022 nach Peking vergeben wurden, stösst Neureuther noch saurer auf. Dies sei «das i-Tüpfelchen in der Entwicklung» bei der Olympia-Vergabe. Olympia 2022 in Peking steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in China in der Kritik. Neureuther habe zwar nichts gegen die Austragung in Peking an sich, «aber dann muss das IOC klare Ziele formulieren , um etwas zu verändern. Aber die Situation wird einfach akzeptiert, wie sie ist».
«Nur noch totalitäre Staaten erfüllen Punkte»
Der 13-fache Weltcupsieger erklärt weiter: «Das Protokoll des IOC für die Vergabe von Olympischen Spielen umfasst viele verschiedene Punkte, die eigentlich nur noch totalitäre Staaten erfüllen können, und eben nicht die Länder, in die der Sport eigentlich auch hingehört.» (wst)