1923: Eine Werbeaktion der Autobauer
Ein Auto, das 24 Stunden am Stück fährt? Unmöglich! Um den Menschen in den 20er-Jahren das Gegenteil zu beweisen, wird als Werbeaktion der Autoindustrie ein verrücktes 24-Stunden-Format entworfen. Es durften nur käufliche Serienautos teilnehmen. Erster Sieger: der Wagen der längst verschwundenen Automarke Chenard & Walcker. Mit dem Basler Edouard Probst fährt bei der Premiere auch ein Schweizer mit. Warum das Ganze im eher verschlafenen Le Mans? Weil sich dort ab der ersten Austragung des Frankreich-GP 1906 bereits eine Renntradition entwickelt hatte.
1955: Die grösste Motorsportkatastrophe
Le Mans gilt als tödlichstes Autorennen der Welt. Auf keiner anderen Rennstrecke kamen schon 118 Menschen ums Leben. Neben 21 tödlich verunglückten Fahrern (2013 bisher letzter tödliche Unfall) steht das schwarze Jahr 1955 im Zentrum der Todeslisten. Es ist die grösste Katastrophe im Motorsport überhaupt, als nach einer Kollision auf der Zielgeraden das Auto von Pierre Levegh mit über 200 km/h abhebt, brennend neben der Strecke landet und Crashteile auf die Tribünen geschleudert werden. Neben Levegh sterben 83 weitere Menschen. Das Rennen wird aus Angst vor einer Massenpanik nicht abgebrochen. Wegen des Todesdramas werden in der Schweiz danach Rundstreckenrennen verboten.
1966: Siffert erfindet Champagnerdusche
Neben seiner Formel-1-Karriere mit zwei GP-Siegen fährt Jo Siffert (†35) auch oft Langstreckenrennen. In Le Mans scheidet der Schweizer Motorsportheld aber bei sieben Teilnahmen fünfmal aus. Doch 1966 und 1967 steigt der Fribourger als Sieger einer der kleineren Klassen aufs Podest. Und erfindet unbeabsichtigt die heute normale Champagnerdusche. Wohl wegen der Hitze springt der Korken von selbst aus der Flasche, Siffert versucht mit seinem Daumen vergeblich, das Sprudeln zu stoppen. Ein Jahr darauf macht Sieger Dan Gurney die Szene absichtlich nach und spritzt in die Menge – eine Tradition ist geboren.
9 Siege:
Rekordsieger Tom Kristensen (55, Dä) stand neunmal ganz oben. Hinter dem Dänen: Jacky Ickx (78) mit sechs Siegen und das Trio Derek Bell (81, Gb), Frank Biela (58, De) und Emanuelle Pirro (61, It). Vier Siege hat unter anderen Sébastien Buemi (34) aus Aigle VD.
19 Siege:
Der deutsche Autobauer Porsche ist Rekordsieger. Dahinter reiht sich Audi mit 13 Gesamtsiegen ein.
33 Starts:
Henri Pescarolo (80) ist Rekordstarter, viermal hat der Franzose gewonnen.
10 Absagen:
Seit hundert Jahren existiert das 24-Stunden-Rennen, aber zehnmal wurde nicht gefahren. 1936 wegen des Generalstreiks in Frankreich. Und von 1940 bis 1948 wegen des 2. Weltkriegs und des Wiederaufbaus.
5410,713 km:
Die grösste zurückgelegte Distanz in 24 Stunden legt 2010 das Audi-Team mit den Piloten Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller auf.
13,854 Sekunden:
Der knappste Zieleinlauf ohne künstliche Fotofinish-Kniffe von Doppelsiegerteams passiert 2011. Im Siegerteam von Audi gewinnt der Schwyzer Marcel Fässler (47) an der Seite von André Lotterer (41, De) und Benoit Treluyer (46, Fr) seinen ersten von drei Le-Mans-Titeln.
251,882 km/h:
Das Durchschnittstempo (!) der schnellsten Runde in der Geschichte des Rennens. Aufgestellt 2017 in der Quali vom ehemaligen Sauber-Piloten Kamui Kobayashi im Toyota. Damit übertrumpfte der Japaner sogar die Werte aus den alten Tagen ohne die beiden Schikanen auf der sechs km langen Mulsanne-Geraden.
9 Siege:
Rekordsieger Tom Kristensen (55, Dä) stand neunmal ganz oben. Hinter dem Dänen: Jacky Ickx (78) mit sechs Siegen und das Trio Derek Bell (81, Gb), Frank Biela (58, De) und Emanuelle Pirro (61, It). Vier Siege hat unter anderen Sébastien Buemi (34) aus Aigle VD.
19 Siege:
Der deutsche Autobauer Porsche ist Rekordsieger. Dahinter reiht sich Audi mit 13 Gesamtsiegen ein.
33 Starts:
Henri Pescarolo (80) ist Rekordstarter, viermal hat der Franzose gewonnen.
10 Absagen:
Seit hundert Jahren existiert das 24-Stunden-Rennen, aber zehnmal wurde nicht gefahren. 1936 wegen des Generalstreiks in Frankreich. Und von 1940 bis 1948 wegen des 2. Weltkriegs und des Wiederaufbaus.
5410,713 km:
Die grösste zurückgelegte Distanz in 24 Stunden legt 2010 das Audi-Team mit den Piloten Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller auf.
13,854 Sekunden:
Der knappste Zieleinlauf ohne künstliche Fotofinish-Kniffe von Doppelsiegerteams passiert 2011. Im Siegerteam von Audi gewinnt der Schwyzer Marcel Fässler (47) an der Seite von André Lotterer (41, De) und Benoit Treluyer (46, Fr) seinen ersten von drei Le-Mans-Titeln.
251,882 km/h:
Das Durchschnittstempo (!) der schnellsten Runde in der Geschichte des Rennens. Aufgestellt 2017 in der Quali vom ehemaligen Sauber-Piloten Kamui Kobayashi im Toyota. Damit übertrumpfte der Japaner sogar die Werte aus den alten Tagen ohne die beiden Schikanen auf der sechs km langen Mulsanne-Geraden.
1966: Ford rächt sich an Ferrari
Ferrari und Ford sind in den Sechzigerjahren Erzrivalen. Der Grund: die Egos der Bosse Henry Ford und Enzo Ferrari. Eigentlich wollte der US-Konzern Ferrari einverleiben. Der Deal war praktisch durch, als der Italiener realisierte, dass aus ihm eine Galionsfigur ohne Kompetenzen geworden wäre. Ferrari sagt ab. Das erzürnt Ford derart, dass er einen eigenen Sportwagen bauen lässt, um Le-Mans-Seriensieger Ferrari zu schlagen. Die Rache gelingt mit dem legendären GT40 tatsächlich: Ab 1966 rast Ford, zuvor eine biedere Marke ohne Sport-Image, zu vier Siegen in Folge. Ferrari holt nie wieder den Gesamtsieg.
1969: Der letzte Tote ohne Sicherheitsgurt
Mit dem Belgier Jacky Ickx ist es einer der grossen Stars, der sich gegen den traditionellen Le-Mans-Start stellt: Zu Fuss über die Piste rennen, ins Auto sitzen und losbrausen. Ickx hingegen spaziert gemütlich rüber, legt in aller Ruhe den Sicherheitsgurt an und fährt als Letzter los (und siegt 24 Stunden später). Er hat Sicherheitsbedenken, weil viele Piloten in der Starthektik aufs Anschnallen verzichten. Noch in der Startrunde wird Ickx auf fatale Weise bestätigt: John Woolfe verunglückt tödlich, der Brite war ohne Gurt losgefahren und wurde beim Crash aus dem Auto geschleudert. Deshalb wird ab 1970 der traditionelle Le-Mans-Start abgeschafft.
1970: Steve McQueen verfilmt den Mythos
Für den aufwendigen Dreh lieh auch Jo Siffert einige seiner Boliden. Wem? Schauspielikone Steve McQueen, der mit dem Streifen «Le Mans» den Mythos der furchtlosen Männer in ihren schnellen Autos ins Kino brachte. Der Ami hatte Benzin im Blut und fuhr selber Autorennen. McQueen plante sogar zunächst, für die Filmaufnahmen während des echten Rennens 1970 selber mitzufahren. Dazu kam es aus versicherungstechnischen Gründen nicht. In den Kinos floppte der Streifen, Kult wurde er erst später. Und bei der Filmpremiere in Biel organisierte Siffert einen Le-Mans-Start als Show.
1988: Speed-Rekord für die Ewigkeit
Seit jeher beinhaltet der heute 13,6 km lange Circuit auch Streckenabschnitte auf abgesperrten Landstrassen. Auch die sechs Kilometer lange Mulsanne-Gerade ist eine öffentliche Strasse. Seit 1990 entschärfen zwei Schikanen das Motorsportmonument Mulsanne, wo rund eine Minute Vollgas angesagt war. Denn der Temporausch wurde immer irrer. 1988 will ein Peugeot-Team unbedingt den Rekord holen. Michelin baut sogar extra Reifen dafür. Roger Dorchy rast 407 km/h, schneller als die Formel 1 und schneller als die Indycars in den Ovalen. Kurz darauf ist das schnellste Le-Mans-Auto aller Zeiten defekt. Wegen des Strassenmodells Peugeot 405 wird der Rekord dann mit 405 km/h vermarktet.
1989: Sauber-Mech beim Sieg mit Ferrari-Stirnband
Teamchef Peter Sauber ist längst eine Grösse im Langstreckensport, als er Mercedes nach jahrzehntelanger Absenz (Rückzug nach Le-Mans-Katastrophe 1955) von der Rückkehr überzeugt. Die Folge: Der C9 aus Hinwil wird zum Silberpfeil und holt 1989 in Le Mans gar einen Doppelsieg. Es ist in 100 Jahren der einzige Gesamtsieg eines Schweizer Teams. Mitgeschraubt hat auch der Schweizer Kult-Mechaniker und Ferrari-Restaurateur Edi Wyss. In dessen Biografie erinnert sich Peter Sauber, dass Wyss beim Le-Mans-Triumph in einem Ferrari-Stirnband herumlief.
1990: Walter Brun und der Renn-Gott
Sauber-Mercedes fehlt ein Jahr nach dem historischen Sieg, weil Le Mans in dieser Saison nicht zur Sportwagen-WM zählte. Dennoch siegt um ein Haar wieder ein Schweizer Team. Doch im privaten Brun-Porsche mit Teamchef Walter Brun (heute 80) am Steuer geht nach 23 Stunden und 45 Minuten der Motor kaputt. Eines der grössten Dramen um den Gesamtsieg in 100 Jahren. Brun fuhr 14-mal den Klassiker und sagt: «Eigentlich tragisch, dass ich nie gewinnen konnte. Es hatte offenbar einfach nicht sein müssen. Der da oben hatte wohl etwas dagegen.»
2016: Das grosse Buemi-Drama
So knapp am Sieg vorbeigeschrammt ist in hundert Jahren niemand. Der Toyota um den Schweizer Sébastien Buemi (34) führt komfortabel. Sechs Minuten vor Schluss wird das Auto mit Kazuki Nakajima am Steuer langsamer, ein Turboladerproblem. Der Bolide stoppt ungewollt auf der Zielgeraden genau vor der fassungslosen Toyota-Crew. 3:21 Minuten vor Schluss zieht Porsche mit dem Bieler Neel Jani (39) vorbei und siegt sensationell. Irgendwann fährt Nakajima doch wieder los. Doch er bricht ein reglementarisches Zeitlimit für die Schlussrunde – der Toyota fliegt mit den zweitmeisten gefahrenen Runden sogar ganz aus der Wertung. Doch Buemi und Toyota sind mit Le Mans längst versöhnt. Der Waadtländer ist mittlerweile mit vier Siegen Schweizer Rekordsieger. Mit dem Sieg 2022 überflügelte er Marcel Fässler (drei Siege auf Audi).