Das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen, ist in jeder Kategorie physisch und psychisch eine Herkulesaufgabe. Den Triumph gar mit einem gebrochenen Fuss einzufahren, ist … unmöglich? Nein. Fabio Scherer (23) liefert im diesjährigen Rennen voller Chaos und Zwischenfälle eine der verrücktesten Episoden in der 100-jährigen Le-Mans-Geschichte ab.
Dem Engelberger fährt beim ersten Fahrerwechsel in der engen und hektischen Boxengasse ein gegnerisches Auto unglücklich über den linken Fuss – doch rund 20 Stunden danach steigt Scherer mit seinen beiden Teamkollegen Jakob Smiechowski (31, Pol) und Albert Costa (33, Sp) als Sieger der LMP2-Klasse aufs Podest.
Nach Rückkehr in der Schweiz sofort ins Spital
Blick erreicht Scherer auf der Rückfahrt von Le Mans in die Schweiz. «Meine Freundin sitzt am Steuer, so kann ich den Fuss hochlagern», schildert der Zentralschweizer und ergänzt: «Der Fuss ist heftig angeschwollen, er scheint gebrochen. Wenn wir in der Schweiz sind, fahren wir sofort in die Notaufnahme.»
Für eine genauere Abklärung der Verletzung während des Rennens blieb keine Zeit. Denn Scherer will unbedingt ins Auto zurück und lässt sich vom Physio des Teams intensiv behandeln. «Im ersten Moment glaubte ich, es ist alles vorbei», sagt er. Doch dann kriegt Scherer dank viel Kühlung der Schwellung seinen Fuss wieder in den Rennschuh. Als wieder ein Fahrerwechsel ansteht, humpelt Scherer zum Boliden und gibt wieder Gas.
Das Adrenalin verdrängte im Cockpit den Schmerz
Mit gebrochenem Fuss zum Le-Mans-Triumph. «Für diese Siegchance war mir kein Schmerz zu gross. Auf der Strecke spürte in dank des Adrenalins den Schmerz nicht mehr. Am schlimmsten war es in den Slow Zones (Nach Unfällen darf nur 80 km/h gefahren werden, d.Red.), da tat es wieder weh.»
Im 600-PS-Boliden seines polnischen Rennstalls Inter Europol Competition bremst Scherer mit dem linken Fuss. Trotz gebrochenen Knochen bringt er die Bremskraft von rund 130 kg irgendwie auf.
Weil Scherer auch in der chaotischen und teils nassen Nacht fehlerlos und schnell bleibt, setzt ihn sein polnisches Team für den grossen Siegtraum trotz Verletzung weiter voll ein. Der Schweizer fährt auch die letzten eineinhalb Stunden bis ins Ziel. Es ist eine Triumphfahrt: «Ich bin wohl der erste Rennfahrer, der Le Mans mit einem gebrochenen Fuss gewonnen hat!»