Das Leben, wie er es kennt, endet für den Schweizer Motocrosser Killian Auberson am 16. Juni 2020. Bei einem Trainingssturz bricht sich der 27-Jährige einen Wirbelkörper. Die Beine kann er seither nicht mehr bewegen. Auberson ist von der Brust abwärts gelähmt.
Das Drama um Killian Auberson
Drei Monate nach dem Unfall hadert der Romand mit dem Unfall. Auberson kann sein neues Leben noch nicht akzeptieren. Mit brutal offenen Worten kehrt er sein Innerstes nach aussen.
«Ich habe dieses Scheiss-Behindertenleben satt», beginnt er die Beschreibung seines Seeelenlebens auf Instagram. Auberson leidet. Er führt aus: «Alles ist so viel komplizierter. Mein Körper funktioniert überhaupt nicht mehr normal.» Es gehe ihm jeden Tag schlecht, er schlafe nicht gut und das wenige, das er machen wolle, mache ihn wütend.
Weil alles so langsam geht. Weil nichts mehr selbstverständlich ist.
Aus dem amerikanischen Traum wird ein Albtraum
Selbstverständlich. Das war für Auberson das Gefühl des Fliegens. Als Motocrosser hatte er es an die Spitze geschafft. Sieben Mal wurde er Schweizer Meister und zog aus, um Amerika zu erobern. Bei den Supercross-Events dort füllen die Stars Hallen mit zehntausenden Zuschauern.
Doch als die Event-Serie im Juni nach der Corona-Pause wieder abhebt, nimmt das Auberson-Drama seinen Lauf. Zunächst kommt er auf die Intensivstation in einem Spital von Salt Lake City. Wegen der Pandemie isoliert, nicht einmal seine Freundin Morgane kann ihm in der ersten schwierigen Zeit beistehen.
Tag für Tag schwindet trotz intensiver Physiotherapie die Hoffnung, jemals wieder gehen zu können. Bis Mitte Juli traurige Gewissheit besteht: Auberson bleibt querschnittgelähmt.
«Ich muss grundsätzliche Dinge lernen, wie ich beispielsweise vom Bett in den Rollstuhl komme», sagt er damals. «Es ist so schwer. Mein Körper fühlt sich an, als würde er 300 Kilogramm wiegen.»
Doch Auberson gibt nicht auf. Im August darf er das Spital in Utah verlassen, zurück nach Kalifornien, wo er und Morgane wohnen. Auf Instagram postet er Videos von sich, wie er sich quält, um ein kleines Stück Kontrolle zurückzugewinnen.
«Jeder Tag ist wie ein Strafe»
Der Weg in ein Leben mit Zuversicht ist auch nach der Rückkehr in das gewohnte Umfeld noch lang. «Jeder Tag ist wie eine Strafe», schreibt Auberson. «Aber ich sage mir immer, morgen wird es besser und so vergehen die Tage.»
Es sei die Hoffnung, die ihn am Leben hält. «Die Hoffnung, dass es besser wird. Die Hoffnung, dass es sich entwickelt und möglich sein wird, ein mehr oder weniger normales Leben zu führen. Aber diese Hoffnung ist ungewiss. Also gibt es Tage, die härter sind als andere.»
Klar ist: Ohne Hilfe ist Auberson verloren. Auf der Sammelaktion-Website «Road2Recovery» sammelt eine Stiftung Geld für die teure Reha. 27'000 US-Dollar sind bisher zusammengekommen. Gut ein Viertel der total benötigten Summe. «Viele Leute unterstützen mich und ich danke ihnen dafür», sagt Auberson. «Aber am Ende bin ich der Einzige, der Tag für Tag gegen meine Körper kämpft. Es ist viel komplizierter, als man denken kann.»