«Früher hat er mir den Hintern geleckt», sagt ein betupfter Valentino Rossi. Er meint damit Marco Lucchinelli. Der 66-jährige italienische Ex-Champion der 500-cm³-Klasse lässt heute kein gutes Haar mehr an «Vale», der am GP Deutschland auf dem Sachsenring als 15. startete und letztlich 14. wurde. Er kritisiert ihn, bemitleidet das einstige Töff-Genie geradezu. «Lass es einfach», fordert er den Moment des Rückzugs hinaus. «Er muss Platz für junge Leute machen.»
Das kommt beim neunfachen Weltmeister natürlich gar nicht gut an. «Früher waren wir gute Freunde und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, ist er super nett zu mir», so Rossi, der seine mehr als laue Karrierephase mit Abstimmungsproblemen, der Entwicklung zu weicheren Reifen erklärt. Auf dem Sachsenring sei er 2018 noch «stark, schnell und konkurrenzfähig» gewesen, heute könne er die Vorteile seines Fahrstils nicht mehr nutzen.
Und bis jetzt kommt der 42-jährige «Doctor» nicht mal ansatzweise in Podestnähe, ist mit 17 Punkten 19. in der Tabelle. Dennoch kann er nicht verstehen, dass Lucchinelli schlecht über ihn redet. «Es tut mir leid, aber am Ende kann jeder seine Meinung haben.»
Auch Marquez versteht Rossi nicht
Lucchinelli ist überzeugt, dass seine Meinung die einzig richtige ist. Rossi beflecke nur noch seinen glanzvollen Lebenslauf. «Es tut mir leid für ihn, weil er seine Karriere nicht richtig beendet», so der Weltmeister von 1981. «Im Weltcup war er ein Novum, eine andere Art des Rennsports, ein Marsmensch, ein Genie. Aber jetzt ist er zurück auf die Erde gekommen und sollte nicht nach so vielen Ausreden suchen.»
Einer, der sich das jedenfalls nicht antun würde, ist der sensationelle Sachsenring-Sieger Marc Marquez. «Die grösste Motivation ist, um das Podest zu kämpfen», sagt der spanische Honda-Star. «Ich verstehe nicht, wie Valentino Rossi seine Situation im hinteren Feld akzeptieren kann. So könnte ich mir das nicht vorstellen.»